
Sound – Check! Streaming – Check! Die Vorbereitungen für das Festival zum Deutschen Amateurtheaterpreis amarena laufen auf Hochtouren. Das Publikum kann sich vom 22.-24. September 2022 auf vier spannende Inszenierungen freuen, die dezentral an vier Orten live aufgeführt werden. Gastgebende Bühnen sind: Studio-Bühne Essen // Bühne 7, Quedlinburg // Fundament / Art der Stadt, Gotha // Kulturhaus Osterfeld, Pforzheim.
Das Online-Publikum ist eingeladen, über Streamingangebote und Videoaufzeichnungen am Festival teilzunehmen. Im Rahmenprogramm gibt ein Fachgespräch Impulse zum Thema „Demokratie & Dialog im Amateurtheater“, Eindrücke aus den Projekten der Innovationsförderung 2021 werden über eine Gesprächsrunde und eine Präsentation im Kulturhaus Osterfeld vermittelt.
Bei der Gala am Samstag in Pforzheim werden fünf Ensembles in den Kategorien „Darstellende Künste“, „Darstellende Künste mit Senior*innen“, „Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie“ und „#wirwerdenwieder – Wirken eines Amateurtheaters in Zeiten der Pandemie“ geehrt, ein Sonderpreis wird vom Verein Theaterleben e. V. in der Kategorie #connect – Amateurtheater verbindet“ verliehen. Der aus Film und Fernsehen bekannte Schauspieler Martin Bretschneider moderiert den Abend. Live-Musik und ein Gala-Buffet laden anschließend zur Begegnung mit Preisträger*innen und Gästen ein. Parallel wird die Preisverleihung als „Public Viewing“ bei den gastgebenden Bühnen in Essen, Gotha und Quedlinburg übertragen und mit den dort anwesenden Preisträger*innen und Gästen gefeiert.
Fachgespräch zum Thema „Demokratie & Dialog im Amateurtheater“
Donnerstag, 22. September 2022
19:00 – 20:30 Uhr
In diesem Jahr ist das Schwerpunktthema des BDAT „Demokratie und Dialog im Amateurtheater“. Zum Auftakt des Preisträger*innen-Festival zum Deutschen Amateurtheaterpreis 2022 sprechen wir daher mit Silke R., Marco P. und Stefan S. von der Gruppe „Bühnenrausch“ der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. Welche Bedeutung hat das Theater für Menschen mit Behinderung? Welche Bedeutung haben Menschen mit Behinderung für das Theater? Und wo fehlt Beteiligung oder offener Dialog?
Moderation: Dominik Eichhorn (BDAT)
Infos Kulturhaus Osterfeld -Der Eintritt ist frei-
Preisträger*innen Kategorie 1: Darstellende Künste:
parallele welten – mixed couples
Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld
von Gianni Cuccaro, Martina Breinlinger und Ensemble
23. September, 19.30 – 21.00 Uhr
Studio-Bühne Essen
Infos Ticketverkauf : Karten | Studio-Bühne Essen
Preisträger*innen Kategorie 2: Darstellende Künste mit Kindern und/oder Jugendlichen
elefanten POLO
Jubo – Jugendbühne – Junge Bühne Ostfildern
von Peter Klusen
23. September, 19.30 – 20.30 Uhr
Bühne 7, Quedlinburg
Infos Ticketverkauf (in Kürze) : Karten | Bühne 7
Preisträger*innen Kategorie 3: Darstellende Künste mit Senior*innen
bevor wir gehen
Ensemble des Augenblicks Leipzig/Bad Belzig
von Julia Strehler und Lykke Langer
23. September, 19.30 – 21.10 Uhr
Fundament / Art der Stadt, Gotha
Infos Ticketverkauf : Karten | art der stadt e.V.
Preisträger*innen Kategorie 4: Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie
faust I walpurgisnacht teil 1 & teil 2
Theatergruppe Süd-München
nach Johann Wolfgang von Goethe (One-Shot-Video-Chat-Version)
23. September, 21.00 – 22.00 Uhr
Kulturhaus Osterfeld, Pforzheim
Infos Ticketverkauf: Karten | Kulturhaus Osterfeld
Gala und Ehrung der Preisträger*innen 2022
24. September, 19 Uhr
mit Vergabe des Sonderpreises „#connect – Amateurtheater verbindet“
Die Gala wird moderiert vom Schauspieler Martin Bretschneider
Feiern Sie anschließend mit uns beim Gala-Buffet mit Live Musik.
Infos Ticketverkauf: Karten | Kulturhaus Osterfeld
Die Streaming-Angebote werden über den BDAT YouTube Kanal (klick hier) bereitgestellt. (Änderungen vorbehalten)
Donnerstag, 22. September 2022
19:00 – 20:30 Uhr
Fachgespräch zum Thema „Demokratie & Dialog im Amateurtheater“
In diesem Jahr ist das Schwerpunktthema des BDAT „Demokratie und Dialog im Amateurtheater“. Zum Auftakt des Preisträger*innen-Festival zum Deutschen Amateurtheaterpreis 2022 sprechen wir daher mit Silke Reischauer, Marco Pohl und Stefan Schliephake von der Gruppe „Bühnenrausch“ der Lebenshilfe Lüneburg-Harburg. Welche Bedeutung hat das Theater für Menschen mit Behinderung? Welche Bedeutung haben Menschen mit Behinderung für das Theater? Und wo fehlt Beteiligung oder offener Dialog? Moderation: Dominik Eichhorn (BDAT).
Streaming auf YouTube
Freitag, 23. September 2022
12:30 – 13:30 Uhr
„ElefantenPOLO“ / JuBO e. V. Junge Bühne – Jugendbühne Ostfildern
Streaming auf YouTube
17:00 – 17:45 Uhr
Interview amarena Innovationsförderung // Studio Kulturhaus Osterfeld
Streaming auf YouTube
17:55 – 19:15 Uhr
„Parallele Welten – Mixed Couples“ // Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld
Streaming auf YouTube
19:30 – 21:00 Uhr
„Bevor wir gehen“ / Ensemble des Augenblicks Bad Belzig/Leipzig
Streaming auf YouTube
21:00 – 22:00 Uhr
„Faust I – Walpurgisnacht Teil 1 und 2 (One-Shot-Video-Chat-Version)“/
Theatergruppe Süd-München
Streaming auf YouTube
Samstag, 24. September 2022
19:00 – 20:50 Uhr
Gala und Ehrung der amarena Preisträger*innen 2022 (Moderation: Martin Bretschneider)
mit Vergabe des Sonderpreises „#connect – Amateurtheater verbindet“
Streaming auf YouTube
Deutscher Amateurtheaterpreis amarena 2022
Der Bund Deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) lobte 2022 zum siebten Mal einen bundesweiten dotierten Preis für folgende Kategorien aus:
• Darstellende Künste
• Darstellende Künste mit Kindern und/oder Jugendlichen
• Darstellende Künste mit Senior*innen
• Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie
• #wirwerdenwieder – Wirken eines Amateurtheaters in Zeiten der Pandemie
Zudem wird durch den Verein Theaterleben e. V. ein Sonderpreis ausgelobt:
• #connect – Amateurtheater verbindet!
Schwierige Zeiten führen zu neuem Konzept und einer Erweiterung der Perspektiven
auf das Amateurtheater!
Ziel der Preisvergabe war es, die hohe Qualität und die vielfältige Schaffenskraft des Amateurtheaters der Öffentlichkeit vorzustellen und über die künstlerische Arbeit den gesellschaftlichen Diskurs anzuregen. Es wurden insgesamt 10.000 € an Preisgeld vergeben.
In diesem Jahr wurden erstmals alle Formen der Darstellenden Künste in den Einzelkategorien angesprochen. Mögliche Formen und Formate der Inszenierungen in allen Kategorien: Schauspiel (Sprechtheater, u. a. Komödie und Drama), Musiktheater (Musical, Oper, Singspiel usw.), Tanz sowie Kleinkunst (Figurentheater, Kabarett, Improvisation usw.) oder Konzeptkunst (Performance, Happening usw.).
Im Jahr 2022 wird das Festival erstmals dezentral an verschiedenen Orten im Bundesgebiet stattfinden. Kooperierende BDAT-Mitgliedsbühnen werden die Sieger*innen aus den Kategorien willkommen heißen. Die Preisinszenierungen finden also an verschiedenen Orten in Deutschland ein neues Publikum. Ein digitales Konzept verbindet die Festivalorte und ermöglicht einen überregionalen Austausch der ausgezeichneten Amateurtheater.
Der Verein Theaterleben e. V. stiftet einen mit 2.000 € dotierten Sonderpreis, der zeitgleich mit dem Deutschen Amateurtheaterpreis amarena vergeben wird. Gruppen konnten sich auf diesen Preis im gleichen Rahmen wie bei amarena bewerben.
Die vielen verschiedenen Formen des Theaters, insbesondere des Amateurtheaters, lassen sich nicht vollständig durch eine Einteilung in fünf Kategorien abbilden. Das Kuratorium für den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena fordert daher ausdrücklich alle Amateurtheatergruppen auf, sich für amarena 2022 zu bewerben.
Auch Formen, die nicht explizit genannt sind wie z. B. Freilichtinszenierungen, Inklusionsprojekte, Figuren- oder Objekttheater, finden in allen Kategorien ihre Berücksichtigung.
Warum sprechen wir von „Darstellender Kunst“?
Die darstellerischen Formen, die im Amateurtheater Anwendung finden, haben sich in den letzten Jahren stets weiterentwickelt. Mit der Verwendung des Begriffs „Darstellende Künste“ möchte der Deutsche Amateurtheaterpreis amarena deutlich machen, dass wir alle Formen der Darstellenden Künste in jeder Kategorie begrüßen. So können in allen Kategorien Inszenierungen des Theaters, des Tanzes, der Medien- oder Konzeptkunst eingereicht werden. Unter dem Theater als Teil der Darstellenden Künste verstehen wir somit Inszenierungen des Schauspiels (Sprechtheater, u. a. Komödie und Drama), des Musiktheaters (Musical, Oper, Singspiel usw.), des Tanzes sowie der Kleinkunst (Figurentheater, Kabarett, Improvisation usw.) oder der Konzeptkunst (Performance, Happening usw.).
Kategorie: Darstellende Künste
Diese Kategorie zeichnet Inszenierungen der Darstellenden Künste im Amateurtheater aus, die vor allem von Erwachsenen oder Mehrgenerationen-Ensembles gestaltet wurden. Inszenierungen unterschiedlicher Gruppenzusammensetzungen können sich hier bewerben, u. a. inklusive Ensembles. Im Fokus stehen Inszenierungen, die bekannte theatrale Stoffe für das Amateurtheater
aufbereiten oder die sich mit einer Stückentwicklung mit spezifischen Themen des Zeitgeistes beschäftigen.
Kategorie: Darstellende Künste mit Kindern und/oder Jugendlichen
In dieser Kategorie werden jene Inszenierungen der Darstellenden Künste im Amateurtheater gesucht, die von Kindern und/oder Jugendlichen gespielt werden. Die Inszenierungen setzen sich künstlerisch und inhaltlich mit Themen und Stoffen auseinander, die für die Lebenswelten der Kinder und/oder Jugendlichen besonders relevant sind. Neben der Auswahl bekannter Texte des Kinder- und Jugendtheaters sind Stückentwicklungen oder theaterpädagogische Formate mit Aufführung besonders auszeichnungswürdig.
Kategorie: Darstellende Künste mit Senior*innen
Das Senior*innentheater ist ein wichtiger Arbeitsbereich des BDAT. Diese Kategorie würdigt die Bühnenarbeit mit und von älteren Menschen, indem speziell Inszenierungen, die sich mit den Lebensrealitäten älterer Menschen auseinandersetzen, ausgezeichnet werden. Bekannte Bühnenstoffe, Singspiele oder Tanz, theaterpädagogische Formate oder Eigenentwicklungen: der Vielfalt der Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt.
Kategorie: Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie
Ab März 2020 stand die Welt still – auch auf der Bühne. Das Amateurtheater zeigte sich jedoch auch in dieser Zeit als Ort der Innovation. Digitale Formate, die ein theatrales Miteinander auch „auf Abstand“ ermöglichten, fanden bei vielen Amateurtheaterbühnen Anklang. Diese Kategorie zeichnet daher speziell Produktionen aus, die unter dem Vorzeichen der COVID-19-Pandemie entstanden sind. Seien es digitale Formate („digitales Theater“ in allen Formen), Live-Produktionen (unter Hygieneauflagen) oder hybride Formate: das Amateurtheater produzierte eine spannende Anzahl innovativer Projekte in einer schwierigen Zeit.
Kategorie: #wirwerdenwieder – Wirken eines Amateurtheaters in Zeiten der Pandemie
Das gesellschaftliche Miteinander funktionierte in den zurückliegenden Monaten zumeist nur über den Bildschirm. Ein Zoom-Treffen ersetzte den Probenausklang im Theatercafé. Das wöchentliche Update der Vereinsmitglieder untereinander verlagerte sich in Einzelgespräche am Telefon. Doch viele Amateurtheater zeigten Flagge: wir sind noch da – und wir werden wieder! Social Media-Formate oder kleinere Aktionen im Grünen: Die Amateurtheaterbühnen waren für viele ihrer Mitglieder Lichtblicke im Pandemiealltag.
Bei dieser Kategorie wird keine Inszenierung, sondern ein Amateurtheater als Bühne/Verein ausgezeichnet. Die Amateurtheater bewerben sich nicht selbst, sondern werden von ihren Mitgliedern vorgeschlagen. Wir weisen darauf hin, dass die Inszenierungen in verschiedenen Formen zur Aufführung gekommen sein können: als „klassische“ Aufführung live vor Ort, als digitale Live-Aufführung (z. B. live gespielt via Zoom), als rein digitales und vorproduziertes Format (z. B. ein Theaterfilm) oder als hybrides Format.
Sonderpreis: #connect – Amateurtheater verbindet! (gestiftet von Theaterleben e.V.)
Das Amateurtheater ist seit jeher ein Beispiel für vielfältige Verbindung zwischen Menschen: jung und alt, innovative und tradierte Theaterformen, analoge Arbeitsweisen und neue Technologien, Ballungszentren und ländlicher Raum. In den Zeiten des Trennenden wollen wir ausdrücklich das Verbindende ins Rampenlicht rücken. Der Sonderpreis soll diejenige Inszenierung auszeichnen, die Menschen auf besondere Weise verbindet. Dabei kann der Begriff „Verbindung“ unterschiedlich ausgelegt werden: Hat die Bühne gemeinsame Theaterprojekte über Ländergrenzen hinweg initiiert? Werden Formate der Inklusion erprobt, die Menschen in Verbindung bringen, die sich sonst nie begegnet wären? Die Thematisierung der Vielfalt von Menschen und ihren Eigenschaften – ganz gleich in welcher Hinsicht – soll Hauptteil der Arbeit der auszuzeichnenden Inszenierung sein. Angesprochen sind Theater, Tanzformate, theaterpädagogische Projekte und andere Inszenierungsformen, die mindestens einmal zur Durchführung gelangt sind.
Hinweis zur COVID-19-Pandemie
Die Arbeit vieler Amateurtheater stand während der Pandemie-Einschränkungen still. Andere wiederum wurden digital oder hybrid tätig. Aufgrund dieser Tatsache möchte das amarena Kuratorium darauf hinweisen, dass in diesem Jahr auch Inszenierungen eingereicht werden können, die nur digital (im Internet oder auf mobilen Endgeräten) konzipiert wurden oder auch jene, die nicht zur Aufführung kommen konnten (einzureichen wären etwa Generalproben-Mitschnitte aus Januar bis März 2020). Für eine Bewerbung sind jedoch Bewegtbild-Materialien nötig, um der Jury eine fachgerechte Auswahl zu ermöglichen.
Kategorie 1 | Darstellende Künste
// Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld:
„Parallele Welten – Mixed Couples“ von Gianni Cuccaro, Martina Breinlinger und Ensemble
Seit Februar 2021 schreiben, tanzen und spielen 14 Bielefelder Frauen und Männer, die in einer interkulturellen Beziehung leben, gelebt haben oder Kind eines „Mixed Couples“ sind, unter professioneller künstlerischer Anleitung in diesem Projekt. Die Spieler*innen sind im Alter von 27 bis 62 Jahre, sie haben unterschiedliche kulturelle Wurzeln, unterschiedlichste Erfahrungen und entwickelten auf Basis ihrer Biografien dieses intensive, abwechslungsreiche und persönliche Stück für die Bühne.
Die Schreib- und Theaterwerkstätten Parallele Welten am Theater Bielefeld bestehen seit 2012, die Projekte geben Raum für migrantische und postmigrantische Perspektiven und dienen dem Austausch Bielefelder Bürger*innen diverser Herkunft und unterschiedlicher Generationen.
Diese Szenencollage ist atmosphärisch dicht, sehr abwechslungsreich, humorvoll, unaufgeregt und sehr präzise, berührend. Es wird mit Musik, Gesang, Bewegung/Tanz und Sprache gearbeitet. Das Stück macht in jeder Minute Lust auf mehr, es macht unglaublichen Spaß zuzusehen, man kann sich als Zuschauende*r oft wiedererkennen, erhält aber auch persönliche Einblicke in das Leben anderer und ist in vielen Momenten ein Bekenntnis zur Liebe. Besonders beeindruckend und überzeugend war für das Kuratorium, dass bei der Fülle der Gestaltungselemente der Fokus der Inszenierung immer auf den Darsteller*innen lag.
(Text: Manuela Morlok / Foto: Daniel Zakrzewski)
Kategorie 2 | Darstellende Künste mit Kindern oder Jugendlichen
// JuBO – Jugendbühne-Junge Bühne Ostfildern:
„ElefantenPOLO“ von Peter Klusen
Es ist eine triste Situation. Ein 14-Jähriger sitzt an seinem Schreibtisch, wälzt im analogen Wörterbuch, kichert über das zweite Wort der Komposition „Mitglied“ – überall Unordnung, Plastikflaschen, ein Glas Schokoladencreme. Die Bühne spiegelt den Charme eines Jugendzimmers, aus dem man gerne herausgewachsen ist. Der Junge beginnt monologisierend über seine Situation zu reflektieren, über die Beziehung zu seinem Vater, die Erfahrung von Ablehnung und häuslicher Gewalt. Der Darsteller oszilliert zwischen weinerlicher Erschöpfung und impulsiven Aufbegehren. Der Stoff-Teddy wird zum Stellvertreter der Außenwelt.
Mit ElefantenPOLO von Peter Klusen wählte der Verein JuBO e. V. ein Solostück, das von gleich drei Jugendlichen an unterschiedlichen Abenden gespielt wurde. Die dem Kuratorium vorliegende Version zeigt Darsteller Valentin in einem sensiblen, facettenreichen Spiel, das dem Jugendlichen viel Raum zur darstellerischen Brillanz verleiht. Die Gruppe beschreibt sich selbst als „ein von Jugendlichen selbstverwalteter und selbstbestimmter Theaterverein für Jugendliche und Junggebliebene bis 90“. Das Kuratorium zeichnet mit dieser Nominierung die beeindruckende schauspielerische Leistung aus, die von Seiten der Regie mit Sinn und Verstand Raum für dieses feinfühlige Thema schafft. Das eigene Unbehagen beim Zusehen ist gewollt und sollte gerade in Zeiten von zunehmender häuslicher Gewalt gegen junge Menschen in der Corona-Pandemie mehr als Beachtung finden.
(Text: Dominik Eichhorn / Foto JuBO Ostfildern)
Kategorie 3 | Darstellende Künste mit Senior*innen
// Ensemble des Augenblicks (Leipzig/Bad Belzig):
„Bevor wir gehen“ von Julia Strehler und Lykke Langer
Im berührenden, spartenübergreifenden Stück (Theater und Film) wird eine Fülle biografischen Materials gekonnt zu Geschichte(n) verwoben. Darstellerinnen dreier Generationen im Alter von 14 bis 86 Jahren lassen daraus die fiktiven Figuren Helma und Margit entstehen und vereinen in ihnen weibliches Lebens-Wissen. Erfahrungen wie Kindheit im Krieg, Hunger, Be- und Erziehung werden thematisiert und auf einprägsame Weise theatral umgesetzt – wie auch das Ringen um Selbsterfahrung und die Suche nach Würde im Alter. Die gesellschaftlichen Verhältnisse bzw. Entwicklungen in Ost und West werden ebenso eindringlich und ehrlich hinterfragt wie die Auswirkungen erlebter (Kriegs-)Traumata auf die jüngeren Generationen. Im finalen Dialog wird nach dem Blick zurück der Versuch des rollenfreien gegenseitigen Verstehens gewagt. Die intensive Inszenierung beeindruckt durch das souveräne (Zusammen-)Spiel des Ensembles, starke Bilder sowie den stimmigen Einsatz von Bild und Ton.
(Text: Frank Grünert / Foto Ensemble des Augenblicks)
Kategorie 4 | Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie
// Theatergruppe Süd-München:
„Faust I – Walpurgisnacht Teil 1 + Teil 2“ nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie- und Spieltechniken hat das Ensemble selbst entwickelt. Es entstand ein Theaterstück, bei dem die meisten Darstellenden physisch voneinander getrennt sind und dennoch alle auf einer vertikalen Bühne nebeneinander interagieren. Die Szenen erzählen den Aufstieg Mephistos und Fausts auf den Blocksberg und die Erlebnisse während der Walpurgisfeier. Mit der Spiegelung gesellschaftlicher Konstrukte und persönlicher Erkenntnisprozesse erzeugt die Inszenierung ein Spannungsfeld. Fast alle Figuren sind Manifestationen der Ängste und Sünden Fausts. Die Begegnungen mit ihnen gipfeln in der schmerzhaften Einsicht, in welche Katastrophe er das junge Gretchen gestürzt hat.
Mittels Video-Chat entsteht eine Inszenierung, die auf klassischer Literatur beruht und künstlerisch sehr wertvoll ist. Die Charaktere werden sehr deutlich, präsentieren zudem ein sehr gutes stummes Spiel und fordern die Zuschauenden zur geistigen Auseinandersetzung. Wenn auch Zuschauende nicht interagieren können, so werden sie jedoch stark gefordert. Die Besonderheit des „One-Shot-Video-Chats“ und die Interaktion der Akteur*innen auf einer vertikalen Bühne machen diese Produktion besonders. Ein nominierungswürdiges „Spiel mit und in den Fenstern“.
(Text: Dr. Marcus O. Klein / Foto: Theatergruppe Süd-München)
Kategorie 5 | #wirwerdenwieder – Wirken von Amateurtheatern
während der Pandemie
// Amateurtheaterverein Pforzheim
Der Amateurtheaterverein Pforzheim e. V. (ATV) wurde im Jahr 1988 gegründet und ist einer der zwei Träger des Kulturhaus Osterfeld e. V. in Pforzheim. Er gliedert sich in die Sparten Jugendtheater Paradixon, Seniorentheater Eulenspiel, Improtheater.
Während der Pandemie hielt der Verein Mitgliedertreffen per Videokonferenz, Workshops in Präsenz zum Thema Abstand (gemäß Corona-Regeln), Improtheater wurde per Zoom gespielt. Ohne Mitspieler*innen ausschließen zu müssen, konnte die Gruppe so den Lockdown und die anschließenden Beschränkungen im lockeren Zoom-Impro-Spiel überwinden. Die weitgehend fehlenden Möglichkeiten gestischer Darstellung wurden durch Übungen zur Mimik ausgeglichen und mehr Fokus auf verbale Spielangebote gelegt.
Die Aktivitäten trugen dazu bei, dass die Ensemblemitglieder in Verbindung geblieben sind. Das Hinarbeiten auf eine Aufführung, die dann auch vor Publikum stattfinden konnte, hat die Freude am Theaterspielen wiedererweckt und alle an der Produktion Beteiligten beflügelt, unbeirrt weiter zu machen.
Dies hat es möglich gemacht in kürzester Zeit über den Sommer eine ambitionierte Produktion zusammen mit der Chorakademie Pforzheim und einer Band auf die Füße zu stellen und unter Corona-Auflagen vor Publikum aufzuführen. Beim Improtheater ist es von Bedeutung, den Willen zum Loslassen vom Alltag zu haben und sich spontan auf kleine Verrücktheiten einlassen zu können. Die Proben waren eine Atempause in der Pandemie mit viel Spaß und der Möglichkeit, der pandemiebedingten Vereinzelung zu entrinnen.
(Text: Jürgen Peter / Foto Amateurtheaterverein Pforzheim)
Kategorie 1 | Darstellende Künste
// ensemble bühnenlinks (Sachsen): „Fredy“ von Kim Salmon
Das „ensemble bühnenlinks“ aus Leipzig fand sich im vergangenen Jahr zusammen, um die Biografie des Pfadfinderleiters Alfred „Fredy“ Hirsch auf die Bühne zu bringen. In Spiel- und Erzählsequenzen beleuchtet die Gruppe das Leben eines außergewöhnlichen jungen Menschen, der sich mutig und mit unermüdlichem Einsatz für verfolgte Kinder und Jugendliche einsetzte und im Konzentrationslager in Auschwitz am 8. März 1944 starb. Als Bühnenbild dient den vier Darsteller*innen dabei eine schlichte Bühne mit alten Sportgeräten, die für die einzelnen Szenen neu arrangiert und bespielt werden. Mit offenen, schnellen Rollenwechseln und mithilfe kurzer Erzähltexte, gelingt es, fließende Übergänge zwischen Raum und Zeit zu schaffen. In einzelnen Szenen werden so Ausschnitte aus Fredys Leben gezeigt: seine Jugend als jüdischer, homosexueller Deutscher zu Zeiten des aufkommenden Nationalsozialismus, sein Exil in der Tschechoslowakei, seine Leidenschaft für Sport, sein Engagement für Kinder, seine Gefangenschaft in Theresienstadt und Ausschwitz.
Besonders beeindruckend an der Inszenierung ist die Intensität des Spiels in einem schlichten Bühnenbild, das einen starken Bezug zur Hauptfigur hat. Zudem sind das sehr klare Spielprinzip und die Übergänge zwischen den Szenen hervorzuheben. Rhythmisch ist das Stück dennoch abwechslungsreich: Neben schnellen Szenen voller Bewegung, finden sich immer wieder Momente der Ruhe. Den Darsteller*innen gelingt es, Bilder und Übersetzungen für Unbeschreibliches zu finden, Stille auf der Bühne auszuhalten und den Zuschauenden Raum für eigene Gedanken und Gefühle zu geben.
(Text: Manuela Morlock)
// Bühnen und Orchester der Stadt Bielefeld (Nordrhein-Westfalen): „Parallele Welten – Mixed Couples“ von Gianni Cuccaro, Martina Breinlinger und Ensemble
Seit Februar 2021 schreiben, tanzen und spielen 14 Bielefelder Frauen und Männer, die in einer interkulturellen Beziehung leben, gelebt haben oder Kind eines „Mixed Couples“ sind, unter professioneller künstlerischer Anleitung in diesem Projekt. Die Spieler*innen sind im Alter von 27 bis 62 Jahre, sie haben unterschiedliche kulturelle Wurzeln, unterschiedlichste Erfahrungen und entwickelten auf Basis ihrer Biografien dieses intensive, abwechslungsreiche und persönliche Stück für die Bühne.
Die Schreib- und Theaterwerkstätten Parallele Welten am Theater Bielefeld bestehen seit 2012, die Projekte geben Raum für migrantische und postmigrantische Perspektiven und dienen dem Austausch Bielefelder Bürger*innen diverser Herkunft und unterschiedlicher Generationen.
Diese Szenencollage ist atmosphärisch dicht, sehr abwechslungsreich, humorvoll, unaufgeregt und sehr präzise, berührend. Es wird mit Musik, Gesang, Bewegung/Tanz und Sprache gearbeitet. Das Stück macht in jeder Minute Lust auf mehr, es macht unglaublichen Spaß zuzusehen, man kann sich als Zuschauende*r oft wiedererkennen, erhält aber auch persönliche Einblicke in das Leben anderer und ist in vielen Momenten ein Bekenntnis zur Liebe. Besonders beeindruckend und überzeugend war für das Kuratorium, dass bei der Fülle der Gestaltungselemente der Fokus der Inszenierung immer auf den Darsteller*innen lag.
(Text: Manuela Morlok)
// Junge Lüüd ut Löwenstedt (Schleswig-Holstein):
„In de Juni geev dat immer Erdbeeren“ von Birgit Bockmann
Erstmals wird ein plattdeutsches Stück in dieser Kategorie nominiert. „Die jungen Lüüd ut Löwenstedt“ zeigen in ihrer Inszenierung „In de Juni geevt dat immer Erdbeern!“ ihren Blick auf die Themen Flucht und Heimat. Die Gruppe hat sich in mehrtägigen Workshops mit der Autorin und Regisseurin Birgit Bockmann diesen Themen unserer Zeit zugewandt. Flucht, Krieg, Vertreibung und die emotionalen Auswirkungen auf die Betroffenen sind zentrale Themen dieser Inszenierung. Die Darsteller*innen zeigten sich in ihrem Spiel authentisch, so auch in der Bandbreite ihrer Emotionen: Angst, Verlassenheit, Verzweiflung ebenso wie Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen auf Beständiges: Im Juni gibt es immer Erdbeeren!
Beeindruckend der Auftakt und die hohe Bühnenpräsenz der Darstellenden. Überzeugend auch die Übergänge: die Verzweiflung des Sohnes in der Internierung und der Blickwechsel auf die verzweifelt weinende Mutter unterstreichen die emotionalen Verbindungen. Insgesamt hat die Gruppe es geschafft, dieses umfangreiche Thema kompakt und mit intensivem Spiel glaubhaft auf die Bühne zu bringen. Großartig!
(Text: Gritt Feller)
Kategorie 2 | Darstellende Künste mit Kindern oder Jugendlichen
// JuBO – Jugendbühne-Junge Bühne Ostfildern (Baden-Württemberg): „ElefantenPOLO“ von Peter Klusen
Es ist eine triste Situation. Ein 14-Jähriger sitzt an seinem Schreibtisch, wälzt im analogen Wörterbuch, kichert über das zweite Wort der Komposition „Mitglied“ – überall Unordnung, Plastikflaschen, ein Glas Schokoladencreme. Die Bühne spiegelt den Charme eines Jugendzimmers, aus dem man gerne herausgewachsen ist. Der Junge beginnt monologisierend über seine Situation zu reflektieren, über die Beziehung zu seinem Vater, die Erfahrung von Ablehnung und häuslicher Gewalt. Der Darsteller oszilliert zwischen weinerlicher Erschöpfung und impulsiven Aufbegehren. Der Stoff-Teddy wird zum Stellvertreter der Außenwelt.
Mit ElefantenPOLO von Peter Klusen wählte der Verein JuBO e. V. ein Solostück, das von gleich drei Jugendlichen an unterschiedlichen Abenden gespielt wurde. Die dem Kuratorium vorliegende Version zeigt Darsteller Valentin in einem sensiblen, facettenreichen Spiel, das dem Jugendlichen viel Raum zur darstellerischen Brillanz verleiht. Die Gruppe beschreibt sich selbst als „ein von Jugendlichen selbstverwalteter und selbstbestimmter Theaterverein für Jugendliche und Junggebliebene bis 90“. Das Kuratorium zeichnet mit dieser Nominierung die beeindruckende schauspielerische Leistung aus, die von Seiten der Regie mit Sinn und Verstand Raum für dieses feinfühlige Thema schafft. Das eigene Unbehagen beim Zusehen ist gewollt und sollte gerade in Zeiten von zunehmender häuslicher Gewalt gegen junge Menschen in der Corona-Pandemie mehr als Beachtung finden.
(Text: Dominik Eichhorn)
// Leonore-Goldschmidt-Schule Hannover (Niedersachsen): „Der kleine Prinz“ frei nach Antoine de Saint-Exupéry
Ausgehend von der fantastischen Erzählung nach Antoine de Saint-Exupéry beschäftigten sich die Schüler*innen des sechsten Jahrgangs der Leonore-Goldschmidt-Schule mit der szenischen sowie szenografischen Umsetzung eines Stationentheaters und der Frage, was Freundschaft eigentlich bedeutet. Unter der Leitung von Julia Schöneberger und Lotte Hagemann entwickelten die Schüler*innen eine außergewöhnliche Reise durch die Räumlichkeiten der Schule. Alltägliche Orte wie die große Aula, die langen Flure oder die Klassenräume wurden durch eine liebevolle, aufwendige und kreative Gestaltung zu den Kulissen ferner Planeten. Um das Publikum auch trotz der Pandemie erreichen zu können, wurde das Stück in das ansprechende Format eines rund halbstündigen ‚Theaterfilms‘ übertragen. Wer sich die überaus atmosphärische Abenteuerreise anschaut, erlebt Theater als Bildkunst. Das Projekt punktet mit seiner inszenatorischen Vielfalt, der produktiven Umwidmung von alltäglichen Orten und Objekten, stimmungsvollen choreografischen Elementen sowie einer altersgemäßen und durchdachten Textadaption.
Das preiswürdige Projekt zeigt, dass Schulen selbst in Zeiten der Pandemie zu einem Ort gemeinsamer Kreativität werden können, wenn spielbegeisterte Schüler*innen auf engagierte Lehrkräfte treffen, wenn Schule als lebendiger Experimentier- und Möglichkeitsraum verstanden wird, wenn sogar das Büro des Schulleiters als Spielort entdeckt und umgestaltet werden darf oder wenn Fahrräder auf den Gängen – zumindest für den Moment – kein Tabu sind.
(Text: Julian Baufeldt)
// Phoenixtheater Rastatt (Baden-Württemberg): „ÜBER LIEBE“ von Mitgliedern des Ensembles
Unter der Leitung von Jacqueline Frittel entwickelten zehn junge Menschen ein innovatives Theaterstück über Liebe, Aufklärung und Sexualität. Auszeichnungswürdig ist dabei die kreative und facettenreiche Aufbereitung der Themenbereiche. Auf der einen Seite sensibilisieren die Darsteller*innen für die mangelnde Gleichberechtigung oder machen in der gebotenen Ernsthaftigkeit auf das Thema Missbrauch aufmerksam. Auf der anderen Seite ist das Stück unfassbar unterhaltsam und humorvoll, wenn beispielsweise die Industrie der Verhütungsmittel in wiederkehrenden Coversongs besungen wird oder wenn choreografische Elemente zur spielerischen Veranschaulichung werden. Biografische Kommentare schlagen die Brücke von Recherche und Information zu Alltag und Lebenswirklichkeit. Unsicherheiten werden artikuliert, gesellschaftliche Normen und Erwartungen hinterfragt. Aufklärung darf – so lässt sich die zentrale Botschaft verstehen – auch gerne eine Anleitung dafür sein, sich selber zu entdecken, sich (ergebnisoffen) mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen und lustvollen Sex zu haben!
Es ist die direkte und offene Ansprache des Publikums, der forschende und progressive Blick, die gewisse Coolness, die Spielfreude und letztlich auch der Mut der Darsteller*innen die das Stück so sehenswert machen. Lust und Sexualität werden in ihrer Vielfalt besprochen – ohne eine Vereindeutigung. Spätestens wenn der anatomische Aufbau einer Vulva, dargestellt als menschliches Standbild, zu dem lebendigen Element einer Lecture Performance wird, zeigt sich das Theaterstück als charmantes und produktives Werkzeug der Vermittlung.
(Text: Julian Baufeldt)
Kategorie 3 | Darstellende Künste mit Senior*innen
// Ensemble des Augenblicks (Bad Belzig): „Bevor wir gehen“ von Julia Strehler und Lykke Langer
Im berührenden, spartenübergreifenden Stück (Theater und Film) wird eine Fülle biografischen Materials gekonnt zu Geschichte(n) verwoben. Darstellerinnen dreier Generationen im Alter von 14 bis 86 Jahren lassen daraus die fiktiven Figuren Helma und Margit entstehen und vereinen in ihnen weibliches Lebens-Wissen. Erfahrungen wie Kindheit im Krieg, Hunger, Be- und Erziehung werden thematisiert und auf einprägsame Weise theatral umgesetzt – wie auch das Ringen um Selbsterfahrung und die Suche nach Würde im Alter. Die gesellschaftlichen Verhältnisse bzw. Entwicklungen in Ost und West werden ebenso eindringlich und ehrlich hinterfragt wie die Auswirkungen erlebter (Kriegs-)Traumata auf die jüngeren Generationen. Im finalen Dialog wird nach dem Blick zurück der Versuch des rollenfreien gegenseitigen Verstehens gewagt. Die intensive Inszenierung beeindruckt durch das souveräne (Zusammen-)Spiel des Ensembles, starke Bilder sowie den stimmigen Einsatz von Bild und Ton.
(Text: Frank Grünert)
// Theater Uhu (Nordrhein-Westfalen): „Hans und Grete auf der Suche nach den verlorenen Krümeln der Kindheit“ von V. M. Engel für u. mit Theater Uhu nach Gebr. Grimm, E. Humperdinck
Die atmosphärisch dichte Stückentwicklung greift auf der Grundlage des Märchens „Hänsel und Gretel“ brisante soziale und psychologische Themen wie familiäre Gewalt, Missbrauch, Auswirkungen von Armut auf. In der stimmigen, dynamischen und provokanten Inszenierung liegen Komik und Tragik dicht beieinander. Klassische Theatermittel und Live-Musik am Piano ermöglichen einen raschen (Perspektiv-)Wechsel und lenken den Fokus auf die beeindruckende darstellerische Qualität sowie das souveräne Zusammenspiel des Ensembles. Eine Dopplung der Figuren wird als durchgängiges Prinzip gekonnt auf die Spitze getrieben und unterstreicht den hinterfragenden Charakter der Inszenierung. Damit einhergehend ergeben sich zahlreiche – teils „augenzwinkernd“ daherkommende – Brüche, die den Reiz der Produktion verstärken. Das Publikum wird stark gefordert, da auf den Versuch, alle aufgeworfenen Fragen zu beantworten, mutig verzichtet wird.
(Text: Frank Grünert)
// Club der Senior*innen am Jungen Ensemble Stuttgart (Baden-Württemberg): „Schreibgewand(t) statt Jogginghose“ von Club der Senior*innen und Hannes Michl
Das berührende Collagen-Format wurde auf der Grundlage durch die Ensemblemitglieder im Lockdown verfasster Mini-Dramen, Monologe und Märchen- Parodien in Szene gesetzt. Die spielfreudige, engagierte Gruppe wählt nach dem Motto „Jetzt erst recht!“ die Form des Theaters im öffentlichen Raum mit unterschiedlichen Textgenres und Inhalten. Ängste und Hoffnungen der reiferen Generation zu Pandemie-Zeiten („Wenn das Virus verschwindet…“) sowie die Bedeutung von Kunst und Kultur („…wie die Luft zum Atmen“) werden auf ehrliche, originelle Weise für ein generationsübergreifendes Publikum thematisiert.
In der mutigen szenischen Werkschau werden Brücken gebaut. Die Darsteller*innen, die gleichzeitig das Autor*innenteam bilden, haben sich auch technischen Herausforderungen (WhatsApp, E-Mail etc.) gestellt, um in Zeiten der Pandemie im Austausch bleiben zu können.
(Text: Frank Grünert)
Kategorie 4 | Darstellende Künste in Zeiten der Pandemie
// Naturtheater Hayingen (Baden-Württemberg): „Theaterspaziergang im Märchenwald“ von Eva Schleker und Martin Hopf
Wir finden es sehr gut, dass bei diesem Stück gerade in der Corona-Zeit Themen und Formen gefunden wurden, die man im Freien spielen kann. Die ästhetische Umsetzung dieser Formen hat uns überzeugt: den Wald als Bühne zu nutzen – die neue Perspektive der Grenzen von Bühne und Publikum -, die alte Erzähltechnik zu modernisieren und sowohl interaktiv als auch intergenerativ zu sein. Viele alte und bekannte Erzähl- und Inszenierungstechniken werden hier geschickt kombiniert. 45 Mitwirkende unterschiedlichen Alters in das Stück einzubauen finden wir mutig und gut gelungen.
(Text: Hülya Kaci)
// Freies Ensemble Jedermensch (Sachsen): „Medusa wurde zur Gruppe hinzugefügt“ von Spencer Freudenberg, Pauline Vorberg
Hier werden wir mit einer hybriden Inszenierung konfrontiert. Der antike Medusa-Mythos wird mit verschiedenen Medien (Gemälde, Illustrationen, Musik, zeitlose Kostümierung, Licht und Schatten etc.) aktualisiert und kritisch betrachtet. Neben den traditionellen Dialogen gibt es auch eingeblendete Textkarten und Chatverläufe, welche die Handlung dramaturgisch verstärken und einen zeitgemäßen Touch ergeben, die Antike und Corona-Neuzeit gelungen verbinden. Die Spielweise der Akteur*innen ist sowohl auf der Bühne als auch vor der Kamera sehr überzeugend. Das Bühnenbild finden wir beeindruckend. Und den Schauplatz in eine Kirche zu verlegen, verstärkt inhaltlich das Geschehen. Von daher finden wir, dass dieses Film-Theaterstück eine beispielhafte Inszenierung für die Zukunft des Theaters präsentiert.
(Text: Hülya Kaci)
// Theatergruppe Süd-München (Bayern): „Faust I – Walpurgisnacht Teil 1 + Teil 2“ nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie- und Spieltechniken hat das Ensemble selbst entwickelt. Es entstand ein Theaterstück, bei dem die meisten Darstellenden physisch voneinander getrennt sind und dennoch alle auf einer vertikalen Bühne nebeneinander interagieren. Die Szenen erzählen den Aufstieg Mephistos und Fausts auf den Blocksberg und die Erlebnisse während der Walpurgisfeier. Mit der Spiegelung gesellschaftlicher Konstrukte und persönlicher Erkenntnisprozesse erzeugt die Inszenierung ein Spannungsfeld. Fast alle Figuren sind Manifestationen der Ängste und Sünden Fausts. Die Begegnungen mit ihnen gipfeln in der schmerzhaften Einsicht, in welche Katastrophe er das junge Gretchen gestürzt hat.
Mittels Video-Chat entsteht eine Inszenierung, die auf klassischer Literatur beruht und künstlerisch sehr wertvoll ist. Die Charaktere werden sehr deutlich, präsentieren zudem ein sehr gutes stummes Spiel und fordern die Zuschauenden zur geistigen Auseinandersetzung. Wenn auch Zuschauende nicht interagieren können, so werden sie jedoch stark gefordert. Die Besonderheit des „One-Shot-Video-Chats“ und die Interaktion der Akteur*innen auf einer vertikalen Bühne machen diese Produktion besonders. Ein nominierungswürdiges „Spiel mit und in den Fenstern“.
(Text: Dr. Marcus O. Klein)
Kategorie 5 | #wirwerdenwieder – Wirken von Amateurtheatern während der Pandemie
// Eppsteiner Burgschauspieler (Hessen)
Die Burg Eppstein beherbergt seit mehr als 50 Jahren die älteste Freilichtbühne des Rhein-Main-Gebietes. Hier frönen weit über hundert theaterbegeisterte Menschen zwischen 6 und 95 Jahren ihrem Hobby mit dem leidenschaftlichen Ziel: „Theater erhält Geschichte“. Die Erlöse aus den Theateraktionen werden zur Erhaltung der Eppsteiner Burg verwendet. Die Bugschauspieler*innen pflegen in der Gemeinschaft den respektvollen Umgang in den Generationen.
Die Corona-Pandemie hat zur Absage der Burgfestspiele geführt. Gemeinsam haben die Burgschauspieler*innen im Einklang mit der Stadt ein alternatives Kulturprogramm erarbeitet. Theater geht online!
Spielen ohne Publikum! Wie soll das gehen? Die Burgis, wie sie sich selbst nennen, spielten vor der Kamera und gingen damit direkt zu den Zuschauenden nachhause. In fünf Kurz-Filmen mit unterschiedlichen Genres – vom Banküberfall, einem Liebesdrama, einer philosophisch humorvollen Betrachtung über Farben bis hin zu mafiösen Auswüchsen brachten sie alles vor die Kamera. In allen sozialen Medien wurden die Filme gezeigt.
Es ist gelungen! Es wird nach wie vor als etwas ganz Besonderes gesehen, was die Burgis in Corona-Zeiten auf die Beine gestellt haben.
(Text: Jürgen Peter)
// Amateurtheaterverein Pforzheim (Baden-Württemberg)
Der Amateurtheaterverein Pforzheim e. V. (ATV) wurde im Jahr 1988 gegründet und ist einer der zwei Träger des Kulturhaus Osterfeld e. V. in Pforzheim. Er gliedert sich in die Sparten Jugendtheater Paradixon, Seniorentheater Eulenspiel, Improtheater.
Während der Pandemie hielt der Verein Mitgliedertreffen per Videokonferenz, Workshops in Präsenz zum Thema Abstand (gemäß Corona-Regeln), Improtheater wurde per Zoom gespielt. Ohne Mitspieler*innen ausschließen zu müssen, konnte die Gruppe so den Lockdown und die anschließenden Beschränkungen im lockeren Zoom-Impro-Spiel überwinden. Die weitgehend fehlenden Möglichkeiten gestischer Darstellung wurden durch Übungen zur Mimik ausgeglichen und mehr Fokus auf verbale Spielangebote gelegt.
Die Aktivitäten trugen dazu bei, dass die Ensemblemitglieder in Verbindung geblieben sind. Das Hinarbeiten auf eine Aufführung, die dann auch vor Publikum stattfinden konnte, hat die Freude am Theaterspielen wiedererweckt und alle an der Produktion Beteiligten beflügelt, unbeirrt weiter zu machen.
Dies hat es möglich gemacht in kürzester Zeit über den Sommer eine ambitionierte Produktion zusammen mit der Chorakademie Pforzheim und einer Band auf die Füße zu stellen und unter Corona-Auflagen vor Publikum aufzuführen. Beim Improtheater ist es von Bedeutung, den Willen zum Loslassen vom Alltag zu haben und sich spontan auf kleine Verrücktheiten einlassen zu können. Die Proben waren eine Atempause in der Pandemie mit viel Spaß und der Möglichkeit, der pandemiebedingten Vereinzelung zu entrinnen.
(Text: Jürgen Peter)
// ’s Brucker Brett’l (Bayern)
‘S Brucker Brett’l e. V. existiert als Theaterverein seit 1975. Die Wiege liegt in einem alten Pferdestall in einem Vorort von Fürstenfeldbruck im Herzen Oberbayerns. Noch heute müssen die Mitglieder alle Renovierungsarbeiten in diesem uralten Gebäude selbst machen. „Vielleicht“ – so die Überzeugung – „sind wir daher ein Verein, in dem alle immer zusammenhalten.“
Mittlerweile spielen schon die Enkel*innen und die Urenkel*innen der Gründerfamilien mit. Theater ist für alle Generationen. Zahlreiche verschiedene Aktionen wurden in Zeiten der Pandemie unter anderem durchgeführt: Das Kindertheater hat viele Filme gedreht. Die Regisseurin hat einen Leitfaden herausgegeben und die Kinder durften dann kreativ werden und individuell ihren Teil vom Film drehen. Alle ein bis zwei Monate wurden über Zoom Meetings abgehalten. Theater-Radl-Rallye, das Kindertheater hat ein Kurzstück erarbeitet für die Aufführungen outdoor u.v.m.
Für die Kinder waren die Meetings und Filme einfach ein großer Spaß, für die ältere Generation waren diese Treffen eine Gelegenheit, mal wieder einen festen Termin zu haben und sich mit anderen unterhalten zu können und für das „Mittelalter“ war es faszinierend zu sehen, dass die Alten es geschafft haben, sich online einzuloggen und dass sie bei den Spielen sehr oft gewonnen haben.
Zu Beginn der Pandemie galt das Motto: „Mit Kreativität ist alles möglich“. Das neue Motto lautet: „Wir nehmen alles mit, was geht. Wir trauen uns und zeigen, dass wir nicht aufgeben.“ Corona macht kreativ.
(Text: Jürgen Peter)
Sonderpreis | #connect – Amateurtheater verbindet
Das Amateurtheater steht seit jeher für vielfältige Verbindungen zwischen Menschen: Jung und Alt, innovative und tradierte Theaterformen, analoge Arbeitsweisen und neue Technologien, Ballungszentren und ländlicher Raum. In der aktuellen Zeit des Trennenden setzt der Theaterleben e. V. mit dem Sonderpreis „#connect – Amateurtheater verbindet“ ein Zeichen und rückt das Verbindende ins Rampenlicht.
Preisträger:
Junge Theaterakademie Offenburg / Annette Müller (Baden-Württemberg): „Kilometer X – Eine interaktive Audiotour an 6 (un)gewöhnliche Orte“
Pia und Sylke schaffen Verbindungen. Sie nehmen die Teilnehmer*innen an die Hand, führen sie durch ihre Stadt, zu den Visionen und Träumen ihrer Mitmenschen, zu den eigenen Ambitionen und Zielen, zu ungewöhnlichen Orten, zu einer Haustür, zu einer Bunkeranlage, zu Video-Einspielern und zum direkten Kontakt mit einem anderen Menschen. Gemeinsam sehen, entdecken, stillstehen, rennen, flüstern, zuhören, beobachten, sprechen, hinterfragen, vorbeirauschende Züge, Worte im Taschenlampenschein und die großen Sinnfragen: Wer bin ich? Was verbindet mich mit meiner Umgebung, meinen Mitmenschen?
Die 10-jährige Schülerin und die 82-jährige Rentnerin tragen als Sprecherinnen durch die multimediale Audiotour „Kilometer X“ der Jungen Theaterakademie Offenburg. In 90 Minuten und auf 2,5 km Länge erfahren die Zuschauer*innen sechs gewöhnliche und außergewöhnliche Orte der Stadt und treffen auf 28 Menschen, die sich in Ton, Bild und Objekt zu Wort melden und in ihre Gedanken, Geschichten, Ideen und Erlebnisse Eintritt gewähren. Dabei sind die Zuschauer*innen selbst gestaltender Teil der Audiotour: Gemeinsam entdecken sie eine Bunkeranlage mit ihren Taschenlampen, tanzen auf dem Marktplatz, telefonieren mit einer unbekannten Person und sprechen mit ihr über die eigenen Ziele für die Gesellschaft, schreiben ihr eigenes gesellschaftspolitisches Statement auf und lassen sich mit diesem fotografisch verewigen.
Seit 2013 engagiert sich die Junge Theaterakademie Offenburg für die Vernetzung und Förderung des Kinder- und Jugendtheaters in der Stadt. Unter der Anleitung von Regisseurin und Theaterpädagogin Annette Müller setzt das Ensemble auf Eigenproduktionen und spielt mit den Möglichkeiten, die Bevölkerung einzubeziehen. In „Kilometer X“ wirken Jugendliche und Erwachsene im Alter von 16 bis 85 Jahren mit, die teilweise schon länger Theater spielen und teilweise eigens für das Projekt angefragt wurden.
Mit ihrem Projekt „Kilometer X“ zeigt das Ensemble, wie vielfältig die Verbindungen sind, die Amateurtheater bewirken kann: zwischen Generationen, zwischen Theaterformen, zwischen Orten, zwischen Unbekannten, zwischen Zuhören und Handeln, zwischen Gestern und Morgen, zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft.
(Text: Dr. Sandra Wirth)
Die folgenden drei Gruppen und ihre Inszenierungen für die mit 2.000 Euro dotierte Auszeichnung wurden nominiert:
// Ensemble2030 (Köln, Nordrhein-Westfalen): „AGENDA“ – Eine Eigenproduktion als Theaterparcours
Das Ensemble2030 wurde im September 2019 als junge Bürger*innenbühne und Amateurtheatergruppe in Köln gegründet. Die Jahreszahl 2030 steht hierbei symbolisch für den von der Wissenschaft gesetzten Zeitrahmen, der uns als Gesellschaft noch bleibt, um unsere Klimapolitik radikal zu verändern, um Schlimmeres zu vermeiden. Die Teilnehmer*innen der Theaterprojekte sind alle Menschen, die das Theater für sich entdecken wollen und stammen aus ganz unterschiedlichen Kölner Stadtteilen und Lebenswirklichkeiten. Die Theaterproduktionen werden stark von den Darsteller*innen mitentwickelt und nach deren Themen ausgerichtet.
Und so stand auch bei AGENDA am Anfang der Stückentwicklung nur der Titel und die grobe inhaltliche Fragestellung. Zu der Theaterproduktion wurden alle Kölner Bürger*innen eingeladen und sie sollte explizit Menschen erreichen, die selbst Erfahrungen mit Klassismus gemacht haben oder etwas dazu zu sagen haben. Es entstand ein sehr diverses, multigenerationales und transkulturelles Ensemble mit Menschen zwischen 18 und 55 Jahren, die aus ganz verschiedenen Orten und Teilen der Kölner Gesellschaft stammen. Die Darsteller*innen erforschten im Probenprozess den eigenen Bezug zu den Themen Arbeit, HartzIV, Leistungsgesellschaft, Bürokratie und Kapitalismus, und konnten jede*r den eigenen Moment in der Inszenierung kreieren. Das Stück wurde unter den Bedingungen von Corona nicht auf einer klassischen Bühne aufgeführt, sondern fand als teilweise begehbarer Theaterparcours auf einer Büroetage statt. So gibt es Szenen die nur vor einem Publikum von 3 bis 4 Personen gespielt werden und dadurch sehr intim angelegt sind. Dann gibt es wieder Momente, in denen das ganze Ensemble als Gruppe agiert.
Trotz schwieriger Bedingungen aufgrund von Corona und aus aller Unterschiedlichkeit der Teilnehmer*innen ist durch die Inszenierung erkennbar ein einzigartiges Gruppengefühl entstanden. Die Eigenproduktion „AGENDA“ hat ganz unterschiedliche Menschen in Köln zusammengebracht und durch das Theaterspiel deren vielfältige komplizierte Lebensthemen sehr anschaulich aufgearbeitet – auch und gerade für Menschen, die sich nicht tagtäglich mit diesen auseinandersetzen müssen. Unter anderem aus diesen Gründen hat die Jury diese Produktion für den Sonderpreis „#connect – Amateurtheater verbindet!“, gestiftet vom Verein Theaterleben e. V., nominiert.
(Text: Christian Dennert)
// English Drama Group (Pädagogische Hochschule Heidelberg) – (Baden-Württemberg): „The Picture of Dory Ann Gray“
Die ‚English Drama Group‘ der PH Heidelberg ist eine englischsprachige Theatergruppe, welche sich auf immersives, ortsspezifisches Stationentheater spezialisiert hat. Neben dem Erleben der Fremdsprache im Theater-Kontext steht auch der internationale Austausch mit britischen Theaterschaffenden im Fokus. Die Inszenierung ‚The Picture of Dory Ann Gray‘ ist eine neue Bühnenfassung des Romans ‚The Picture of Dorian Gray‘ von Oscar Wilde
und wurde als ortsspezifisches immersives Stationentheater aufgeführt. Dory Anns Karriere als Influencerin, ihre Entfremdung von sich selbst und anderen sowie der Verlust aller Menschlichkeit zwischen realer und digitaler Existenz stehen stellvertretend für die
Entwicklungen in Zeiten des Lockdowns. So verschmelzen in der Inszenierung reale und digitale Welt miteinander, wodurch die gesellschaftliche Entwicklung unserer Zeit symbolisiert wird. Die Inszenierung steht durch die Fremdsprachlichkeit, die Aufnahme der aktuellen Entwicklungen und die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in besonderer Weise für das Verbindende in den Zeiten des Trennenden.
(Text: Dr. Marcus O. Klein)
// Moringer Bürgertheater interkulturell (Niedersachsen): „Der schönste Tag“ – Ein Theaterspaziergang von Stefan Dehler
In der Stadt Moringen hat man es raus, das Verbinden, besonders im Bürgertheater Moringen interkulturell.
Da verbinden sich Moringer mit Menschen mit Migrationshintergrund. Alter spielt keine Rolle, ob mit Behinderung oder ohne – zahlreiche Menschen machen miteinander seit 2016 Theater.
Und als die Pandemie kam, da verband man schon wieder, nämlich Spielorte und kurze Geschichten zu einem Theaterspaziergang. Kreativer Umgang mit dem Trennenden der Pandemie wurde in kleinen Gruppen von Spielenden aber auch Zuschauenden zu einem gemeinsam verbindenden dichten Erlebnis. Auch die zahlreichen Unterstützer*innen aus der Gesellschaft und die Träger*innen erleben, wie Theater verbinden kann.
„“Der schönste Tag“, eine szenische Präsentation des Moringer Bürgertheaters, führt das Publikum auf einem Theaterspaziergang durch den Stadtpark Moringens. Ein entlaufener Bräutigam, ein sprechender Fisch, wetterfühlige Liebende, märchenhaftes Jagdpech, reimende Köche, irgendetwas Faules im Staate Dänemark, Hexensud und vieles mehr sind die Zutaten der Minidramen, die das Ensemble an verschiedenen Schauplätzen (im Hof an der Moringer Burg (heute Rathaus), am Teich, auf der Wiese, am Bach, auf der Baumwiese, Teichufer am Ehrenmal und an der Friedhofswiese im Moringer Stadtpark) unter freiem Himmel zeigt.“
Diese Zeilen aus der Stückbeschreibung erfassen ganz gut, warum dies der schönste Tag ist: Menschen gestalten miteinander über alle Grenzen hinweg. Und das ist neben all den liebevollen Details in der Ausstattung sowie im Spiel für die Jury ein gewichtiger Grund für die Nominierung zum Sonderpreis „#connect – Amateurtheater verbindet!“, gestiftet vom Verein Theaterleben e.V..
(Text: Marcus Joos)
Die Mitglieder der Jury für den Sonderpreis:
Dr. Sandra Wirth (Sachsen), Vizepräsidentin des Bund Deutscher Amateurtheater e. V. (BDAT), Marcus Joos, Präsident des Landesverbandes Amateurtheater Baden-Württemberg e. V. (LABW), Christian Dennert, Präsident des Verbandes Hamburger Amateurtheater e. V. (VHAT) / Vizepräsident BDAT und stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Theaterleben e.V. sowie Dr. Marcus O. Klein, Mitglied des amarena-Kuratoriums und amarena-Beauftragter des Landesverbandes der Amateurtheater Schleswig-Holstein e. V.
Vergeben wird der Preis bei der Gala und Preisverleihung im Rahmen des Festivals zum Deutschen Amateurtheaterpreis amarena, veranstaltet vom Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT), am 24. September in Pforzheim.
Theaterleben e.V. ist der Förderverein für das Amateurtheater im Norden und fördert insbesondere das Bühnenspiel von Amateurtheatern in Hamburg und Schleswig-Holstein in den Bereichen Theaterkurse, Theaterbegegnungen und -festivals, Kinder-, Jugend- und Seniorentheater, Theater in niederdeutscher Sprache und besondere Theaterprojekte. Weitere Informationen stehen hier:
» www.theaterleben.org
Diese 8-köpfige Preisjury wählt in diesem Jahr aus 15 Nominierungen in fünf Kategorien die Preisträger*innen:
// Dr. Birte Werner (Juryvorsitzende, Leiterin des Zentrums für Kulturelle Teilhabe Baden-Württemberg)
// Frank Grünert (BDAT Vizepräsident, Künstlerische Leiter amarena)
// Stefanie Gutekunst (Kulturhaus Osterfeld)
// Billie-Marie Wempe (Kulturmanagerin, u.a. Diversitätsbeauftragte beim Sommerblut Festival der Multipolarkultur)
// Julian Baufeldt (BAG Spiel und Theater, Mitglied des amarena Kuratoriums)
// Dr. Marcus O. Klein (Mitglied des amarena Kuratoriums)
// Isa Kathrin Edelhoff (Referentin für Theater und Tanz bei der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, nicht stimmberichtigt)
// Dominik Eichhorn (BDAT Bildungsreferent, nicht stimmberechtigt)
Navigation
*
Aktuelle Nachrichten
Amateurtheater ist pure Lebensfreude!
Imagefilm und neuer Look für den Bund Deutscher Amateurtheater // Berlin, 27. Januar 2023 // „Amateurtheater ist… Leidenschaft, pure Lebensfreude, voll das Leben!“ 2.500 Amateurtheater in ganz Deutschland machen „ihr“ Theater und haben sich über 18 Mitgliedsverbände im … mehr › … mehr ›
Personelle Veränderungen beim BDAT
// Berlin, 11. Januar 2023 // Liebe Theaterfreund*innen, zum Ende des Jahres 2022 liefen die Förderungen für diverse Projekte und die Unterstützung für pandemiebedingten Mehrbedarf beim BDAT bedauerlicher Weise aus. Aus diesem Grund haben Dominik Eichhorn, Alexandra … mehr › … mehr ›
Heute an morgen denken!?
BDAT fördert nachhaltige Theaterprojekte – Jetzt bewerben! // Berlin, 8. Dezember 2022 // Welche Konsequenzen hat unser Handeln auf das Morgen? Der Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT) schreibt zum siebenten Mal die amarena Innovationsförderung aus. Gesucht werden … mehr › … mehr ›
Info & Kontakt:
Bund Deutscher Amateurtheater e. V.
Melvin Neumann
amarena – Deutscher Amateurtheaterpreis
Innovationsförderung
Senior*innentheater
Lützowplatz 9 // 10785 Berlin
Fon 030 263 98 59 - 17
Fax 030 263 98 59 - 19
neumann@bdat.info
www.bdat.info
Förderer & weitere Partner:
