Herausforderungen, Zusammenhalt und der Blick in die Zukunft

Bundesversammlung 2025

Am Wochenende vom 19. bis 21. September 2025 kamen Delegierte der 18 Mitgliedsverbände, das Geschäftsführende Präsidium, das Bundespräsidium und Mitarbeitende der Geschäftsstelle des Bundes Deutscher Amateurtheater e. V. (BDAT) zur jährlichen Bundesversammlung (BV) in Dresden zusammen. Gastgeber war das Theaterhaus Rudi, das nicht nur als Spielstätte, sondern auch als Ort für Austausch, Inspiration und politische Signale diente.

 

Endlich wieder persönlich: Geselligkeit

Nach der rein digitalen BV im Jahr 2024 war der persönliche Austausch in diesem Jahr besonders wertvoll – gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen in Kultur, Gesellschaft und Ehrenamt. So war es ein schöner Zufall, dass die Versammlung in die Aktionswoche „Aktiv gegen Einsamkeit“ des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement fiel. Die Diskussionen reichten von kulturpolitischen Entwicklungen über Finanzierungsfragen bis hin zur inhaltlichen Neuausrichtung des Deutschen Amateurtheaterpreises amarena. Verschiedene Vorstellungen im Theaterhaus Rudi sowie ein Ausflug zur Puppentheatersammlung Dresden sorgten im Verlauf des Wochenendes für neue Erkenntnisse, gute Unterhaltung und gesellige Momente.

 

Sichtbarkeit und Perspektivwechsel in Zeiten knapper Kassen

Zu Beginn der Tagung begrüßte Bürgermeisterin Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur, Wissenschaft und Tourismus der Stadt Dresden, die Versammlungsteilnehmenden. Ihre Präsenz und Worte wurden als wichtiges kulturpolitisches Zeichen wahrgenommen. Denn eins ist während der Versammlung immer wieder klar geworden: Besonders in Zeiten, in denen demokratische Grundwerte und gesellschaftlicher Zusammenhalt zunehmend unter Druck geraten, muss sich das Amateurtheater als facettenreiche Instanz für kulturelle und demokratische Teilhabe behaupten und sichtbarer werden.

 

Krisenzeiten sind…

Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt. Für 2026 ist ebenso wie in den Jahren zuvor keine Erhöhung der Grundförderung durch den Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) vorgesehen. Das stellt angesichts weiterhin steigender Kosten eine deutliche Herausforderung für den Verband dar. Um einem drohenden Haushaltsdefizit vorzubeugen, wurden – wenn auch schweren Herzens – Anpassungen diskutiert und beschlossen.

 

…Zeiten der Veränderung: Neukonzeption amarena 2026

Aufgrund der fehlenden Ressourcen setzt der Deutsche Amateurtheaterpreis amarena ab 2026 neue inhaltliche Schwerpunkte: Statt rein künstlerischer Kategorien stehen künftig die besonderen Leistungen von Amateurtheater im künstlerischen, sozialen und lokalen Kontext im Fokus. Engagement, Eigenständigkeit und gesellschaftliche Relevanz sollen stärker gewürdigt werden. Damit verbunden ist auch ein struktureller Wandel: Der Preis wird zukünftig nicht mehr zweijährlich im Rahmen eines zentralen Festivals verliehen, sondern jährlich an nur eine Preisträgergruppe und direkt vor Ort bei der ausgezeichneten Bühne – nah an Publikum, Engagierten und Unterstützer*innen.

 

Zeiten der Solidarität: Signal der Verbundenheit im Verband

Eine solidarische Geste zeigte sich in der Unterstützung des Verbands Deutscher Freilichtbühnen (VDF) durch einige Landesverbände. Da der VDF als Bundesverband keine eigene Förderstruktur auf Landes- oder Bundesebene hat, hat er seit den 1980er Jahren jährlich BDAT-Mittel erhalten. Diese langjährige finanzielle Weiterleitung sollte nach einem Haushaltsentwurf 2026 aufgrund der angespannten finanziellen Situation entfallen. Um zumindest die wichtigen Bildungsangebote im VDF über den BDAT zu unterstützen, folgten während der Sitzung mehrere Landesverbände dem vorliegenden Vorschlag und erklärten sich bereit, 2026 auf die Erstattung ihrer Reisekosten zu verzichten. So kann dem VDF im kommenden Jahr mit 3.500 Euro zumindest rund ein Drittel der vorherigen Summe zur Verfügung gestellt werden.

 

…Zeiten für Visionen: Schwerpunktthema 2026

Die Delegierten beschlossen das Schwerpunktthema 2026. Das Jahr soll im Zeichen (utopischer) Visionsarbeit für die Zukunft stehen, Perspektivwechsel vornehmen und einen Raum für neue Formen, Formate und Strategien in künstlerischer, struktureller und zwischenmenschlicher Hinsicht für das Theater von morgen schaffen. Der BDAT möchte gemeinsam mit seinen Mitgliedsverbänden Wege entwickeln, wie Amateurtheater auch in unsicheren Zeiten relevant, sichtbar und solidarisch bleiben kann.

 

Wahlen im Präsidium und neue Besetzungen

In diesem Jahr standen zwei Positionen zur Wahl: Bärbel Mauch vom VDF wurde mit überwältigender Mehrheit zur Vizepräsidentin gewählt. Nach dem Rücktritt von Christian Dennert (Verband Hamburger Amateurtheater) aus dem Präsidium war sie bereits kurz nach der letzten Bundesversammlung kommissarisch ins Amt berufen worden und wurde nun offiziell bestätigt. Zudem wählten die Delegierten einen Ersatzrevisor neu: Harald Soldan vom Verband Hessischer Amateurtheater erhielt einstimmig das Vertrauen.

 

Perspektiven und neue Impulse für die Theaterarbeit

Thematisch setzten sich die Teilnehmenden außerdem mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen auseinander. Impulsvorträge von Bronwyn Tweddle, Leiterin des Theaterhauses Rudi, zum Thema Transkulturelles Theater sowie von Xenia Žunić vom Bundesverband Soziokultur zu „Ökologischen Standards“ im Kulturbetrieb boten wertvolle Perspektiven für die zukünftige Verbandsarbeit. Juliane Moschell, Abteilungsleiterin für Kunst und Kultur im Amt für Denkmalschutz und Kultur der Stadt Dresden und damit verantwortlich für das Theaterhaus Rudi, besuchte diesen Veranstaltungsteil als Gast.

 

Starkes Zeichen aus Sachsen: Neue Geschäftsstelle des LATS und Goldene Maske für Sophie Renz

Ein besonders bewegender Moment war die feierliche Eröffnung der neuen Geschäftsstelle des Landesverbands Amateurtheater Sachsen (LATS) am 19. September 2025 im Theaterhaus Rudi. Nach vielen Jahren intensiver Bemühungen, die institutionelle Förderung durch das Land Sachsen erneut zu sichern, wurde damit ein zentraler Meilenstein für die sächsische Amateurtheaterszene erreicht. Dr. David Klein, Leiter des Amts für Denkmalschutz und Kultur der Stadt Dresden, begrüßte die Gäste zur Eröffnung – ein starkes Zeichen der Wertschätzung für das Amateurtheater in Sachsen. Die Geschäftsstelle bietet dem LATS ein wichtiges Fundament für die Weiterentwicklung des Verbands, für Austausch und Sichtbarkeit.

 

Eng mit dieser Erfolgsgeschichte verbunden ist Sophie Renz, die über Jahre hinweg ehrenamtlich und unermüdlich für diese Struktur gekämpft hat. Für ihr langjähriges außergewöhnliches Engagement zeichnete BDAT-Präsident Simon Isser sie im Rahmen der Bundesversammlung mit der Goldenen Maske des BDAT aus. Der BDAT gratuliert herzlich und bedankt sich für ihren nachhaltigen Einsatz.

 

Ausblick

Im September 2026 wird die Bundesversammlung online stattfinden. Um sich persönlich auszutauschen und gemeinsam intensiv an Themen zu arbeiten, lädt der BDAT vom 13. bis 15. März 2026 nach Berlin zum Treffen der Verbände ein. Denn eines hat das Wochenende in Dresden gezeigt: Amateurtheater lebt vom geselligen Miteinander – auf der Bühne ebenso wie im Verband.