Rückblick

7. Interkurs-Treffen

Seit 1996 bringt der Interkurs Theatermacher*innen der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände (AddA) zusammen. Das Ziel: voneinander lernen, neue Impulse gewinnen und kreative Fortbildungskonzepte entwickeln. Ganz im Sinne von „to train the trainer“ tauschen sich Multiplikator*innen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol aus, um ihr Wissen und ihre Methoden zu erweitern.

Anfang Januar 2025 jährte sich der Interkurs zum siebten Mal und lud zum Treffen in Innsbruck zur intensiven Auseinandersetzung mit Anton Tschechows „Die Möwe“. Die Teilnehmenden widmeten sich dem Stück aus unterschiedlichen Blickwinkeln und ließen dabei verschiedenste Theatermethoden einfließen. Ein besonderes Gedenken galt dabei dem kürzlich verstorbenen Schweizer Theatermacher Zälli Beeler, der die Interkurs-Community über viele Jahre hinweg bereichert hatte.

Dagmar Höfferer widmet sich in einem Rückblick den vielfältigen Eindrücken des Treffens.

Interkurs ist ein gemeinsames Projekt der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände (AddA):

  • Bund Deutscher Amateurtheater (BDAT)
  • Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater (BAG)
  • Österr. Bundesverband für außerberufliches Theater (ÖBV THEATER)
  • Zentralverband Schweizer Volkstheater (ZSV)
  • Südtiroler Theaterverband (STV)

Die Möwe beherzt in Szene gesetzt

Wieder waren wundervolle Workshops, wurden wir wesentlich weitergebildet, Wahnsinn!

Der Interkurs – nunmehr bei Staffel 7 angelangt – geht schon in die Schlussrunde. Von 2. bis 5. Jänner 2025 trafen einander die Teilnehmenden der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände (AddA) im Haus der Begegnung in Innsbruck. Zum dritten Mal – dabei hatten wir uns doch gerade erst zu einer Gruppe formiert! Diesmal sollte eine intensive Auseinandersetzung mit „Die Möwe“ von Anton Tschechow (1860-1904) erfolgen.

Zur Erinnerung an den im Sommer völlig unerwartet verstorbenen Zälli Beeler (ZSV) begann die Veranstaltung mit einem besinnlichen Augenblick. Wir dachten an Begegnungen, die uns mit dem Schweizer Theatermacher und Regisseur verbinden und in Erinnerung bleiben werden und nutzten dafür – wie es uns nunmal entspricht – den Raum, das Körpergedächtnis, Mitspieler*innen und emotionalen, physischen und stimmlichen Ausdruck. Ehemalige Interkurs-Teilnehmer:innen waren eingeladen, sich, wo immer sie sich auch gerade befänden, zu beteiligen, und viele meldeten sich per E-Mail, dass sie das gerne im Gedenken an Zälli tun würden.

Dann startete die neue Staffel – „Die Möwe“, Komödie in vier Akten, ein Stück über unerfüllte bzw. unerwiderte Liebe, über nicht erfüllte Träume und einem Streben nach Sinn und Bedeutung. Die Referent:innen hatten sich auf unterschiedliche Aspekte konzentriert:
Emina Eppensteiner (ÖBV) erarbeitete mit uns „Typisches“ in der und für die Gestaltung der Figuren, indem sie mögliche Zugänge für die Regie thematisierte („Der Einfluss der Archetypen in der Spielleitung und im Stück“). Mit Pit Nötzold und Josef Bäcker (BAG Spiel & Theater) erschufen wir individuelle Möwen („Es lebe die Heißklebepistole!“) und spielten mit ihnen – symbolhaft aufgeladen – im Zusammenhang mit den Figuren („Objekt, Modell und site specific drinnen & draußen“). Sigrid Seberich (STV) zeigte, wie vielfältig sich „Körperarbeit zur Figur – Rhythmus von clowneskem Spiel und Slapstick“ umsetzen ließ. Und Alex Zurkinden beschäftigte sich vor allem mit „Figur, Sprache, Improvisation“ im Stück. Und schließlich erarbeiteten wir mit Sonia Ellemunt Lorenzato (STV) Aspekte zu „Körper, Bewegung, Stimme“.

Hinreißend war es zu sehen und auszuprobieren, wie spannend sich die Beschäftigung mit einzelnen Teilen eines Stückes gestaltete, auf welch unterschiedliche Sichtweisen einer Szene bzw. einer Szenenfolge man genauer eingehen konnte und wie das gesamte Theaterstück dadurch an Kontur und Intensität gewann. Der Erkenntnisgewinn – Einsichten zur Verletzbarkeit der menschlichen Seele.

Im Anschluss an die Unterrichtssequenzen gab es wertschätzende Feedback-Gespräche. Die Auswahl der Methode war für die Lehrenden dieses Jahr noch größer. Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass die verschriftlichten Gedanken der Teilnehmenden eine persönliche Entwicklung ermöglichen. Auf einem Flip-Chart-Papier kann man diese Gedanken nach Hause nehmen.

(Mag. Dagmar Höfferer MA)