Zum zweiten Mal veranstaltet der Bund deutscher Amateurtheater e.V. (BDAT) das Volkstheaterfestival WURZELWERK. Nach einer erfolgreichen Premiere in Sulzbach/Saarland 2015, findet die zweite Ausgabe des Festivals in Schleswig statt. Veranstaltet wird das Festival gemeinsam vom BDAT, dem Landesverband der Amateurtheater Schleswig Holstein e.V., der Schleswiger Speeldeel e.V. und weiteren Partnern.
Mit diesem einzigartigen Festival leistet das Amateurtheater einen wichtigen öffentlichen Beitrag zum Dialog der Kulturen und den daraus entstehenden Konsequenzen für die Ausgestaltung der deutschen Sprache. Ob rheinländisches Platt, Kiezdeutsch oder die Vielfalt des Niederdeutschen: Sprache ist ein lebendiges Konstrukt, das als Spiegel gesellschaftlicher Prozesse zu verstehen ist.
Vom 25. bis 28. Mai begegnen sich in Schleswig Gruppen, denen zunächst eine eher unversöhnliche, gesellschaftliche Opposition zugeschrieben werden könnte: Wertkonservativ – postmigrantisch, Stadt – Land, alt – jung, Tradition – Avantgarde, Vergangenheit – Gegenwart. Neben traditionsreichen Mundarttheatergruppen, werden auch Jugendgruppen und ein multi-nationales Theaterkollektiv aus dem Saarland das Festival bereichern. Das Festival WURZELWERK versetzt diese scheinbar konträren Begriffspaare, die sehr aktuell die gesellschaftliche und kulturelle Debatte prägen, miteinander in einen künstlerischen Dialog, der in Form einer Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Volkstheater heute?“ seinen Abschluss finden soll.
Im Dezember 2016 wurde auf Antrag des BDAT die „Regionale Vielfalt der Mundarttheater in Deutschland“ durch die Deutsche UNESCO-Kommission ins Bundesweite Verzeichnis „Immaterielles Kulturerbe“ aufgenommen. Das Festival soll vor diesem Hintergrund dazu beitragen, die Mundarttheater in ihrer Vielfalt und künstlerischen Entwicklung zu stärken und die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements sichtbar zu machen.
„Passion“ (von Gerhard Loew, Regie: Jürgen Peter)
TIK – Theater in der Kneipe (Oberfranken)
Eine kleine Ortschaft irgendwo in Oberfranken blickt voller Neid auf seinen Nachbarort. Denn der ist, wie viele andere Orte im regionalen Umfeld, durch sein Passionsspiel eine Attraktion für Touristen geworden. Auch die Spieler genießen ein großes Ansehen. Ein Kuchen, von dem man nun ein Stück abhaben will. So versteigt man sich in die haarsträubende Idee, ein eigenes Passionsspiel aus dem Boden zu stampfen. Dass sich die Kneipe des Spielleiters Oskar eigentlich überhaupt nicht zum Proben eignet, ist allerdings das kleinstes Problem. Geldgier, Eifersüchteleien, Streitereien und Liebeleien machen die religiösen Motive zunichte und gefährden das Projekt. Als dann auch noch einige Mitwirkende beschließen, sich bei der benachbarten Theatergruppe nach weiteren Ideen umzusehen, ist das Chaos komplett.
Der Autor Gerhard Loew spannt in diesem Stück den Bogen vom traditionellen Volkstheater zum Hier und Heute. Es ist die dem Stück eigene Mischung aus Witz und Hinterhältigkeit, welche die heimische Mundart als Bühnensprache wieder zu ihrer unverblümten Deftigkeit und spielerischen Lyrik verhilft.
Donnerstag, 25.05.2017, 20.00 Uhr, Hotel Hohenzollern, Eintritt: 10,00€
Spuren // von Eugen Georg und Nouh Hammami
Morgen wird Schöner (Saarland)
„Spuren“ ist ein Theaterstück mit Schauspielern aus Syrien und Einheimischen über das Ankommen in einer neuen Welt. Thematisiert wird das Verschwinden der Freiheit in Zeiten des Terrors. In „Spuren“ wird eine Detektivgeschichte zum Kommentar der aktuellen Politik. Jemand ist gestorben: Wer war diese Person? Warum wurde sie umgebracht? Wer steckt dahinter? Die Zeugen der Freiheit melden sich zu Wort. In einer eigens produzierten Theatercollage zeigt Eugen Georg mit seinem Guerilla-Theater-Ensemble wie politische Aktualität den Menschen in Europa verändert.
Wie ein Perpetuum mobile erscheint am Horizont die subjektive Sicht derjenigen, die tatsächlich über das Mittelmeer geflohen sind und sich nun im Kampf mit einer neuen Welt befinden.
Freitag, 26.05.2017, 15.00 Uhr, Uns lütt Theoter, Eintritt: 8,00€
Die drei Eisbären // von Maximilian Vitus
Neuburger Volkstheater e.V. (Bayern)
Drei Brüder, die beiden älteren Peter und Paul und der Nachzügler Juliander, sind eingefleischte Junggesellen und bewirtschaften einen Bergbauernhof. Doch weil ihre alte Haushälterin kränkelt, wird der Haushalt schon bald zu einer großen Herausforderung für die Drei. Zu allem Unglück legt auch noch eine verzweifelte Mutter ihr Neugeborenes vor der Haustüre ab mit der eindringlichen Bitte, für das kleine Wuzerl zu sorgen. Sie fragen den Pfarrer um Rat, und dessen Antwort bringt eine weitere Komplikation in den nun gar nicht mehr so eintönigen Tagesablauf der drei Eisbären.
Freitag, 26.05.2017, 20.00 Uhr, Slesvighus, Eintritt: 10,00€
Dat Knööpspeel
Junge Lüüd ut Löwenstedt (Schleswig-Holstein)
Jeder von uns könnte ihnen schon einmal begegnet sein: Der unfreundlichen Bäckerin, die auch noch Frau Muffel heißt, dem miesgelaunten Postboten Laatmi, der an der Haustüre klingelt, dem übelgelaunten Busfahrer Langewiel und der motzigen Frau Bäh als Mutter und Hausfrau. Im grauen Quarkdörp leben solche typischen Menschen ihren langweiligen Alltagstrott. Doch eines Tages kommt der Weltenbummler El Ludo in den Ort. Seine gute Laune und seine lockere Art, die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, stößt zunächst auf Abwehr bei den Bewohnern. Doch El Ludos „Knööpspeel“ löst bei den Menschen etwas aus, das alle insgeheim schon in sich tragen. Und so verändert sich der Ort innerlich und äußerlich und wird immer bunter. Nur Bankdirektor Striethans lässt sich nicht überzeugen von „diesem ganzen Firlefanz“. Da stößt auch ein El Ludo an seine Grenzen. Ob die Bewohner helfen können und die Reise ein wunderbares Ende findet?
Samstag, 27.05.2017, 09.30 Uhr, Uns Lütt Theoter, Eintritt: 8,00€
Dronger un dröver möt de Kleene Schnute
Nüsser Schnute Mundarttheater (Nordrhein-Westfalen)
Vicco von Bülow begeisterte viele Menschen mit seinen Sketchen. Nun zeigt die Theatergruppe „Kleene Schnute“ aus dem Rheinland, dass sich diese Sketche auch hervorragend für die rheinländische Mundart eignen. Neben „Der Fernsehabend“ und „Das Frühstücksei“ werden weitere Loriot-Klassiker amüsant auf der Bühne umgesetzt.
Samstag, 27.05.2017, 11.00 Uhr, Uns Lütt Theoter, Eintritt: 8,00€
Herr, ich hab dich nicht verraten // nach Walter Jens
Peppe Mairginter, Pustertaler Theatergemeinschaft (Südtirol)
Judas gilt als der Schurke, der Jesus verraten hat. Aber ohne Judas, den nützlichen Verräter, hätte es das Christentum nie gegeben, kein Heilsversprechen, keine Erlösung, kein Opfer, keine neue Religion. Er gilt als Inbegriff des Bösen, als Werkzeug des Teufels, er wird zur Hassfigur der Kirche – und zum Liebling der Antisemiten. Walter Jens schrieb ein leidenschaftliches Plädoyer für die Rehabilitation des Bösewichts.
Kaum eine Figur in der Passionsgeschichte ist so vielseitig deutbar wie Judas! Satan oder Mitwirkender am Heilsplan? Heiliger oder Verdammter? Verräter oder ein liebender Freund? Walter Jens lässt Judas als einen Zeitreisenden, einen Untoten, einen an der Überlieferung seiner fragwürdigen Rolle verzweifelten Menschen das Wort ergreifen.
Samstag, 27.05.2017, 15.00 Uhr, Uns lütt Theoter, Eintritt: 8,00€
Hans Brüggemann // Tragödie in fünf Akten von Hans Ehrke
Schleswiger Speeldeel e.V. (Schleswig-Holstein)
Während Martin Luther seine Thesen und Reformpläne verteidigt, steht der große nordische Schnitzer Hans Brüggemann kurz vor der Vollendung seines wohl größten Werkes: dem Brüggemann-Altar. Getrieben von der Suche nach Wahrhaftigkeit, Perfektion und künstlerischer Freiheit verteidigt Hans Brüggemann sein Werk gegen die Intrigen und Vorschriften der katholischen Kirche. Diese fordert ein Wunderwerk, welches das gemeine Volk vor den Irrlehren Luthers bewahren soll. Brüggemann jedoch verfolgt das Ziel, Wirklichkeit und Wahrheit darzustellen. Hierbei stehen ihm die Gesellen Johann von Groningen und Peter Wahn helfend, aber auch kritisch betrachtend, zur Seite. Die wichtigste Stütze in seinem Leben ist jedoch seine Geliebte und Muse Düweke Engel. Sie ist es, die den Meister inspiriert und deren Leben er in der Gestalt der Maria in das Zentrum seines Altars stellen will. Grund genug für einen unerbittlichen Streit, der vor gegenseitigen Schuldzuweisen keinen Halt macht, sogar bis zur Verdammung führt.
Samstag, 27.05.2017, 19.30 Uhr, Schleswiger Dom, Eintritt: 10,00€
Podiumsdiskussion: Was bedeutet Volkstheater heute?
An der Diskussion beteiligen sich Kreative der eigeladenen Theatergruppen, Mitglieder des Bundesarbeitskreises Mundart und Sprachen (Bund Deutscher Amateurtheater e.V.) und Gäste aus Kultur und Wissenschaft. Nähere Informationen folgen in Kürze.
Sonntag, 28.05.2017, 10.00 Uhr, Uns lütt Theoter, Eintritt frei
Kartenvorverkauf
Der Kartenvorverkauf findet durch die Schleswiger Speeldeel e.V. statt.
Karten kosten 8,00€ im „Uns lütt Theoter“, auf den anderen Bühnen 10,00€.
Kartenhotline: 04621 977 55 76
Mailkontakt: karten@schleswiger-speeldeel.de
Online-Tickets: www.schleswiger-speeldeel.de
Hotelempfehlungen und weitere Informationen
Setzen Sie sich hierzu gerne mit der BDAT Geschäftsstelle, Alexandra Riedel (Fon: 030 263 985 927, Mail: presse@bdat.info) in Verbindung.
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