2025 gehen wir gemeinsam der Geselligkeit im Amateurtheater auf die Spuren: Wir beleuchten ihre vielfältigen Facetten und Formen, erforschen ihre sozialen, kulturellen und politischen Rollen sowie ihre Gestaltungsräume.
Schon 2024 haben wir die Möglichkeit genutzt, den Teilnehmer*innen des 35. Europäischen Seniorinnentheater-Forums in Vierzehnheiligen ein paar Fragen zu stellen. Zwei Spieler*innen des „Theaters der Erfahrungen“ in Berlin haben uns zudem ausführlicher ihre Perspektive geschildert. Sämtliche Antworten laden hier dazu ein, sich in und durch die Welt der Geselligkeit zu klicken.
Wir haben gefragt:
Was bedeutet Geselligkeit für Sie?
Entspanntes Zusammensein mit netten Menschen. Hat man gemeisame Interessen – umso besser.
Das Beisammensein mit lieben Freunden bei irgend einer Tätigkeit.
Die Bereitschaft, sich auf andere Menschen und ihre Gedanken einzulassen, ihnen zuzuhören, sich aber auch selbst an dem Zusammensein aktiv zu beteiligen.
Austausch, gemeinsame Aktivitäten, Teilhabe am Leben anderer.
Regelmäßiger Austausch mit anderen Menschen.
Spaß und Freude, kreativ sein, gute Gespräche, Musik, Neues erfahren mit Gleichgesinnten.
Geselligkeit bedeutet für mich mit anderen Menschen im Austausch zu sein, gemeinsam etwas Neues entdecken und miteinander zu lachen.
Nicht alleine fühlen. Verbundenheit, Zugehörigkeit, Herausforderung, Kreativität, Helfen.
Raus gehen, nicht im eigenen Saft schmoren, gemeinsam erleben.
Mit anderen Menschen Spaß haben, reden, diskutieren, fröhlich sein.
Mit Menschen an gleichen Interessenpunkten arbeiten. Auf Augenhöhe.
Eine angenehme Stimmung zwischen den Menschen, ein Miteinander und eine kurzweilige Zeit.
Geselligkeit ist in meinem Leben ist immer sehr wichtig.
Miteinander an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, Austausch von Erfahrungen, Geschichten aus dem eigenen Leben erzählen.
Zusammensitzen, erzählen beim Glas Wein in lockerer, informeller Runde. Gemeinsame Unternehmungen und Kontakte möglich.
Teil einer wohlwollend ausgerichteten Gemeinschaft zu sein, die sich kreativ verbal und handelnd mit immer wieder neuen Themen befasst. Aber auch den Erfolg gemeinsamer Aktivitäten zum Bindeglied werden lässt.
Sich unter Gleichgesinnten zu treffen. Miteinander Spaß zu haben beim Austausch von kreativen Ideen. Einfach zu plaudern über Krankheiten, Privates.
Mit Menschen Zeit zu verbringen, die ähnliche Interessen haben bzw. aufgeschlossen sind.
Ist Amateurtheater eine Strategie gegen Einsamkeit?
Ich treffe Menschen außerhalb meiner Familie und meines Freundeskreises, die zum Teil völlig anders „ticken“ als mein Umfeld. Während mein „normales“ Umfeld in ähnlichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen zuhause ist, treffe ich dort auf Menschen mit anderen Wertevorstellungen und Ansichten.
Bei den wöchentlichen Proben wird viel gelacht, es geht auch um ernste Themen, wir kennen uns sehr gut und sind uns – mehr oder weniger – nahe, haben uns über Jahre gut kennengelernt, haben Vertrauen und lernen von einander – und am Ende der Probe essen wir Mitgebrachtes gemeinsam!
Man kommt mit vielen Themen und mit unterschiedlichen Menschen ins Gespräch.
Indem ich mich einer Theatergruppe anschließe und meine Ideen und Beiträge einbringe. Positive Rückmeldungen und gemeinsame Aufbauarbeit stärken die Gruppendynamik und daraus wird ein gewinnbringendes Miteinander.
Regelmäßiges Treffen mit Leuten, die Spaß am Theater spielen und gemeinsamen Auftritten haben.
Durch das Amateurtheater habe ich neue Menschen und Freunde kennengelernt. Ich habe neue Aufgaben. Ich habe einen neuen Schwerpunkt. Außerhalb der Theaterproben gibt es immer wieder Treffen und Verabredungen mit den Mitspielern.
Unbedingt!!! Vor allem, wenn die Gruppen zusammenwachsen und sich jeder wirklich für den anderen interessiert und es keine Konkurrenz oder Neid gibt, sondern nur das gemeinsame Interesse, evtl. sogar eine Werkschau oder eine Performance auf die Beine zu stellen, am besten ohne Hauptrollen. Jede / Jeder ist wichtig auf ihre / seine je eigene Art.
Ja! Man entdeckt neue Aufgaben und Perspektiven. Man wird vielleicht neu oder anders herausgefordert, als nur zu Hause zu sein nach der Berufstätigkeit oder Enkelbetreuung/Altenbetreuung.
Mitarbeit beim Amateurtheater bedeutet für mich Teilsein im Gegensatz zur Teilhabe. Dazu muss ich jedoch die „Geselligkeit“ aktiv aufsuchen.
Ja es fördert die Lebendigkeit und das miteinander spielen im Alter. Es bringt Farbe und Begegnungen in den Alltag. Es fördert Selbstvertrauen und Selbstentfaltung bis ins Hohe Alter.
Hinweis: Die Statements der Senior*innen sind hier in Originalschreibweise übernommen worden.
Perspektiven
Die meisten der Mitspielenden meiner Seniorentheatergruppe „Die Spätzünder“ kennen sich seit vielen Jahren. Bei den wöchentlichen Proben spielt für uns neben der Lust am Ausprobieren und Feilen an Rollen und Szenen auch das Miteinandersein, Plaudern, Austauschen, Lachen, Mitfühlen vor allem auch beim gemeinsamen Essen eine wichtige Rolle.
Was da entsteht, geht oft weit über Geselligkeit hinaus, Beziehungen und gegenseitiges Vertrauen wachsen, Freundschaften entstehen, ein Netz, das einen in schwierigen Zeiten absichern, tragen kann.
Viele von uns sind alleinstehend, die Proben sind für manche eines der wenigen Treffen mit vertrauten, befreundeten Menschen oder sogar das Highlight der Woche. Das weiß ich aus einigen Gesprächen, auch mit Spielenden aus anderen Gruppen des Theaters der Erfahrungen in Berlin.
Wenn Menschen sich aufraffen und rausgehen, ihren Interessen nachgehen, sich eine Gruppe suchen, sich einlassen, sich zeigen, anderen begegnen, Risiken eingehen und wachsen, kann dies – vielleicht – bei Einsamkeit helfen. Eine echte Strategie gegen Einsamkeit ist dies nicht, eher eine von vielen Möglichkeiten.
– Diethelm Wohnhas, Spieler beim Theater der Erfahrungen –
Für mich ist Theater spielen nicht einfach nur ein Zeitvertreib, es ist ein fester Bestandteil in meinen Alltag geworden. Ich genieße das Zusammensein mit der Gruppe. Es ist immer wieder toll, plötzlich in eine Rolle zu
schlüpfen, Emotionen zu zeigen und mich oft wieder wie ein Kind zu fühlen. Dabei kann ich mein Alter und all die Einschränkungen vergessen, über mich selbst und gemeinsam mit den anderen lachen – und manchmal auch streiten. Ich darf mich einfach Ausprobieren, Texte lernen, mein Herz öffnen, mich auf der Bühne bewegen und mich auf die anderen einlassen. All das, alles was zum Theaterspielen dazu gehört, macht mir einfach unglaublich viel Spaß und zeigt mir immer wieder: Es geht auch im Alter!
– Elli Latour, Spielerin beim Theater der Erfahrungen –
In unserem Printmagazin „Spiel und Bühne“, dass auch digital verfügbar ist, warten weitere spannende Perspektiven aus dem Senior*innentheater darauf, gelesen zu werden!