Rückblick auf das amarena-Festival in Hamburg

Deutscher Amateurtheaterpreis 2024

Zwischen dem 19. und dem 22. September hat es Theaterliebhaber*innen aus dem ganzen Bundesgebiet nach Hamburg gezogen: In Zusammenarbeit mit dem Verband Hamburger Amateurtheater e. V. konnten wir in der Kulturmetropole zum achten Mal den Deutschen Amateurtheaterpreis amarena verleihen. Zuvor hatten das Kuratorium sowie die Jury aus knapp 200 Bewerbungen sechs Preisträgergruppen in fünf Kategorien ausgewählt. Prämiert wurden in diesem Jahr: 

Credits: Hanno Galensa

Volksspielbühne Thalia, Hamburg: Oi (Schauspiel von John von Düffel)

Begründung der Jury // Dr. Marcus O. Klein:

Die Volksspielbühne Thalia beeindruckt in der Inszenierung von John von Düffels „Oi!“ mit der Darstellung des gesellschaftlichen Driftens an den Rand und der Wandlung von Hilfesuchenden zu Mitläufern und später auch Tätern. Einfache Mittel der Ausstattung, gekonnt eingesetzte Projektionen und prägnante Charaktere überzeugen in erschütternder Weise das Publikum von der Aktualität einer solchen Dynamik. Schließlich bezieht die Gruppe mit dem letzten Vorhang eine klare Position zu der derzeitigen Entwicklung. Das älteste Amateurtheater Hamburgs hält den Spiegel der Gegenwart mit einem Stück aus der Vergangenheit in einer beeindruckenden Inszenierung direkt vor das Publikum. Chapeau! 

 

Credits: Theater Pur // Junges Theater Norderstedt e.V.

Theater Pur, Junges Theater Norderstedt: Pippi Langstrumpf (Astrid Lindgren / Übersetzung: Silke von Hacht)

Begründung der Jury // Bärbel Mauch:

Das Junge Theater Norderstedt hat das Kindertheaterstück „Pippi Langstrumpf“ klassisch inszeniert. Das Bühnenbild ist sparsam, enthält aber alle wichtigen Schauplätze. Die jungen Schauspielerinnen und Schauspieler verfügen in ihrer Mehrzahl über keine oder wenig Bühnenerfahrung. Ihre Spielfreude ist umso bemerkenswerter. Ein Stück für Kinder von Kindern.

 

DIE SCHOTTE, ERFURT: FARM DER TIERE (NACH GEORGE ORWELL)

Credits: Lutz Edelhoff

Begründung der Jury // Frank Grünert:

In einer Zeit, in der Demokratie und Recht leichtfertig in Frage gestellt werden, wagen theaterbegeisterte Jugendliche einen Blick in die Werkstätten menschlicher Sternstunden und Abgründe. Die nach George Orwells Fabel entwickelte Inszenierung überzeugt durch klare ästhetische Entscheidungen, eine präzise Figurenarbeit und geschickte dramaturgische Verdichtung. Zwischen pointierter Erzählung und szenischem Spiel erobern die jungen Darsteller*innen mit Präsenz, Fokus, Tempo, kraftvollen chorischen Momenten und live produzierten Geräuschen nicht nur eine Farm, sondern das Publikum.

Theater UHU, Bonn: Enter Transit (Volker Maria Engel und Theater UHU-Ensemble)

Credits: Jennifer Zumbusch

Begründung der Jury // Hedwig Golpon:

„Wo sind all die verlorenen Stunden hin?“ Eine beunruhigende Fragestellung, der sich ein bemerkenswert heterogenes Ensemble stellt. Was geschieht, wenn man in eine Zwischenstation des Lebens geraten ist? Es gibt kein Vor und kein Zurück – Enter. Gefangen im Transit. Fragen stellen sich uns in den Weg. Welche Themen drängen sich auf? Wir sind gezwungen, innezuhalten, unsere vergangenheitsbeladenen Koffer zu öffnen, zu betrachten uns selbst. Mit ENTER TRANSIT vom Theater UHU erleben wir das künstlerische Ergebnis eines poetisch kunstreichen, prozessualen Weges – einen beeindruckenden Theaterreigen, der uns ergreift, uns bewegt und in uns nachklingen wird.

Zu Viel Jamal, Heidelberg: In-between | Dazwischen | ما بین  (Stückentwicklung) 

Credits: www.nikoloudis.art

Begründung der Jury // Zaida Horstmann:

Eine Inszenierung, die sowohl auf körperlich-tänzerischer Ebene als auch auf der sprachlichen Ebene reinste Poesie ist. Auf beeindruckende Weise zeigt uns diese selbst erarbeitete Inszenierung, dass wahre Kunst, keine gemeinsame Sprache haben muss, dass wir alles verstehen dürfen, ohne jedes Wort verstehen zu müssen und gemeinsam – in all unseren Unterschiedlichkeiten – großartiges erschaffen können. Eine poetische Inszenierung, die noch lange nach dem Schlussapplaus in uns nachhallt und zum gemeinsamen Handeln auffordert.

Puppentheater Kaufbeuren: Der Regenbogenfisch (nach Marcus Pfister) 

Credits: Ekatharina Sperling

Begründung des Kuratoriums // Christian Bauer:

Mit dem „Regenbogenfisch“ aus Kaufbeuren freuen wir uns besonders, einmal ein Puppentheater auszuzeichnen. Mit der aufwendigen und atmosphärischen Ausstattung zeigt das Puppentheater Kaufbeuren nicht nur beste Handwerkskunst, sondern bringt in Zeiten multimedialer Unterhaltung Kinderaugen mit ruhigen Mitteln zum Leuchten. Sie geben der Fantasie noch Raum zum Atmen.

Die sechs Preisträgergruppen brachten in Hamburg einmal mehr ihre beeindruckenden Inszenierungen auf die Bühne. Zwischen Vorstellungen, Aufführungsgesprächen, Workshops und einer festlichen Gala entstand eine inspirierende Atmosphäre, die wir hier durch ein paar Videos mit euch teilen möchten. Sie deuten an: Es war ein buntes Fest und durchaus auch ein politisches.

Falls ihr lieber lest, schaut mal in unser Printmagazin. Darin haben Vertreter*innen der ausgezeichneten Kinder- sowie der Jugendgruppe ihre Eindrücke und Gedanken geschildert. 

Über das amarena-Festival 2024: Stimmen & Eindrücke

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Backstage mit den Darsteller*innen von
Pippi Langstrumpf & Farm der Tiere

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