Präsident Simon Isser auf Sommertour

Geselligkeit landauf, landab

Auch im vergangenen Sommer habe ich mich wieder auf die Reise gemacht. Meine Sommertour unter dem Motto „Geselligkeit beginnt bei dir“ führte mich quer durch Deutschland zu zahlreichen Theatern. Natürlich ist ein Sommer viel zu kurz und über 2.500 Mitgliedsbühnen sind viel zu viele, um allen gerecht zu werden. Meine Reisen als BDAT-Präsident finden zudem in meiner Freizeit respektive meinem Jahresurlaub ehrenamtlich statt. Aber einige Vereine konnte ich persönlich besuchen und einen bunten Querschnitt durch den Spielplan genießen. Kinder- und Erwachsenenproduktionen wurden dargeboten, mal auf kleinen Brettern, mal auf den ganz großen Freilichtbühnen der Republik. Die Vielfalt ist unglaublich spannend und ich bin begeistert von jeder einzelnen Vorstellung, die ich erleben durfte.

© Lukas Tüg
© Lukas Tüg

Was besonders in Erinnerung bleibt? Ganz kleine und ganz große Momente des Theaterlebens. Die Stile und Spielarten sind so unterschiedlich und vielfältig wie unser Verband – ja, wie unser Land. Und jede Bühne fügt sich organisch in ihren Sozialraum ein und bereichert das (kulturelle) Leben ihrer Region. Oft erfahre ich, dass Zuschauer*innen von weit her anreisen, um das Amateurtheater spielen zu sehen. Auf den Parkplätzen der großen Bühnen reisen sie gar in vollen, grossen Bussen an. An anderen Orten folgt man einfach der wandernden Menschenmenge den Berg hinauf zur Freilichtbühne. Immer tut sich hinter der Eingangspforte ein magischer Ort auf: Lichter, Musik, Duft von Bratwurst und Popcorn, Bilderausstellungen, freundliche Helfer*innen und ein gut gelauntes Publikum sorgen für eine herzliche Willkommensatmosphäre, die gleich Lust auf Theater macht. Das ist auch eine Form von Urlaub – zumindest ein Abschalten des Alltags.

© Simon Isser
© Simon Isser

Und dann geht es los: Groß und Klein begeistern auf der Bühne in ihren Inszenierungen. Die Stücke so bunt wie das Leben: Von „Hui Buh“ über „Die kleine Hexe“ für die Jüngsten, Retro-Krimispaß mit „Dem Wirtshaus an der Themse“, Musical-Glanz mit „La Cage aux Folles“ oder den „Blues Brothers“, Klassiker in neuem Gewand wie „Romeo und Julia“, Operette „Im weißen Rössl“, Volkstheater mit „Kohlhiesels Töchtern“, Partyspaß bei „Schlager lügen nicht“ oder monumental wie „Die Passion“. Für jeden Geschmack, für jede Altersgruppe und für jeden Ort ist das passende Programm auf dem Spielplan. Ich genieße es total!

© Xiomara Bender
© Xiomara Bender

Und überall über die Maßen engagierte Ehrenamtliche. Vor und hinter den Kulissen. Stolz werden mir vielerorts Bühnenbilder, Kostümfundus, Technikpulte und Kulissenlager gezeigt. Jede*r hat seine Aufgabe und trägt zum Gelingen der Produktion bei: vom Parkplatzanweiser, dem Getränkeverkauf über Maske und Kostüm bis hin zu den Darsteller*innen. Unzählige Stunden ehrenamtliche Arbeit im Amateurtheater bereichern die Kulturlandschaft in Deutschland und verwandeln den Sommer in eine bunte Bühne. Und immer wieder sitze ich inmitten eines begeisterten Publikums: Den Kindern fällt vor Spannung das Eis aus der Hand, die Erwachsenen singen freudig mit und nicht selten sind Standing Ovations der verdiente Lohn für die grandiose Theaterarbeit.

© Werner Kumbier
© Irfan Kars

Und was hat das alles mit Geselligkeit zu tun?

Das diesjährige Schwerpunktthema im BDAT haben wir mit einem Fragezeichen am Ende des Satzes formuliert: „Geselligkeit im Amateurtheater: eine Strategie gegen Einsamkeit?“. Ich will schon heute ein deutliches Ausrufezeichen an die Stelle des Fragezeichens setzen. Amateurtheater ist Geselligkeit.

Wie wunderbar ist es, schon vor den Vorstellungen Zuschauer*innen zu erleben, die munter ins Gespräch vertieft sind, die wunderbare Atmosphäre der Theatergelände genießen und sich bei Snacks und Getränken stärken, bevor die freudig erwartete Vorstellung beginnt. Man kommt mit den Sitznachbar*innen ins Gespräch und tauscht sich über die Erwartungshaltungen zum Stück aus. Und dieser Austausch geht in den Pausen und nach den Vorstellungen munter weiter. Geselligkeit pur!

© Freilichtbühne Mannheim
© Freilichtbühne Mannheim

Und die Aktiven? Die treffen sich nach gelungenen Vorstellungen und insbesondere Premieren im geselligen Rahmen mit Getränken und Partymusik, am örtlichen Tresen oder Bierwagen. Sie sitzen oft noch bis tief in die Nacht zusammen. Und alle berichten von der gemeinschaftlichen Zeit bei den Proben, auf Probenlagern, in Workshops und am Rande der Vorstellungen. Oft wird generationenübergreifend gearbeitet und ganz junge Menschen lernen von älteren. Die Generationen kommen in den Dialog. Geselligkeit pur!

In diesem Sinne: Herzlichen Dank für den wunderbaren Sommer und eure Gastfreundschaft auf den Bühnen des Amateurtheaters!