Meine erste internationale Dienstreise für den BDAT:
auf nach Monaco!
Als ich am 21. August 2025 zum 18. Mondial du Théâtre nach Monaco aufbrach, fühlte sich diese Reise für mich viel bedeutender an als nur eine berufliche Fahrt. Es war meine erste internationale Dienstreise für den BDAT, mein erster richtiger Auslandseinsatz und der Moment, in dem ich erstmals das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Zumindest so angekommen, wie man es eben nach vier Monaten beim BDAT sein kann.
Ich wusste, dass dieses Festival einer der wichtigsten internationalen Treffpunkte des Amateurtheaters ist, aber erst in Monaco verstand ich, wie vielfältig diese Welt tatsächlich ist. Und ich durfte diese Welt fernab von meinem Schreibtisch am Lützowplatz 9 in Berlin als Teil des BDAT gemeinsam mit meinem Kollegen Stephan Schnell sowie unseren Vizepräsidenten Jörg Dreismann und Nils Hanraets erleben. Dass mich diese Reise beruflich wie persönlich so bereichern würde, hatte ich vorher aber nicht geahnt.
Schon im Vorfeld hatte ich mich auf Monaco eingestimmt. Ein bisschen Vorbereitung kann definitiv nicht schaden. Also blätterte ich durch Programmhefte von Mondial du Théâtre vergangener Jahre, schaute alte Fotos an, hörte mir teils witzige, teils spannende Anekdoten von meiner Kollegin Reet Schmidt an und versuchte irgendwie zu greifen, was das Festival ausmacht. Alles, was ich im Vorfeld sah, erzählte von kultureller und künstlerischer Vielfalt sowie internationaler Zusammenarbeit. Was ich nicht wusste: Das echte Erleben würde all mein fleißig gesammeltes (Nicht-)Wissen übersteigen.
Als ich dann wirklich in Monaco war, umgeben von Menschen aus Belgien, Spanien, Slowenien, Frankreich, Neuseeland und so vielen anderen Ländern, wurde mir bewusst, was für ein einzigartiger Ort und eine einzigartige Begegnung dieses Festival ist. Man spürt, wie Menschen aus aller Welt zusammenkommen, sich wiedersehen, um sich auszutauschen, sich zu vernetzen aber auch um Theater zu sehen, das von Liebe, Humor oder Ungleichheiten erzählt. Jedes Stück, das ich während des Festivals anschauen konnte, zeigte eine andere Perspektive, eine andere Sprache, einen anderen Zugriff auf die Welt, in der wir leben. Besonders beeindruckt hat mich „A Man of No Importance“ des britischen Theaters Princesse Grace. Es war humorvoll, mitreißend und beeindruckend, wie ohne Worte Objekte neue Funktionen und Bedeutungen bekamen und in dem Spiel integriert wurden.
Doch ich war nicht nur zum Staunen da. Das Mondial ist ein Ort, an dem sehr viel gleichzeitig passiert: Aufführungen, Gespräche, Begegnungen auf Treppenstufen und parallel dazu der 41. Weltkongress der International Amateur Theatre Association (AITA/IATA). Dieser Kongress war für mich eine Welt für sich: ein kleines Paralleluniversum mit klaren Strukturen, Komitees, Ratsmitgliedern, Präsident*innen und einer Mischung aus Tradition und Modernisierungswillen. Oder, um es bildlich zu fassen: Jeanshose trifft Jackett. Einerseits formell, andererseits familiär, manchmal etwas aus der Zeit gefallen und gleichzeitig mitten im 21. Jahrhundert. Und genau diese Mischung machte das Ganze für mich so faszinierend zu beobachten.
Während des Kongresses wurde auch gewählt. Ein wichtiger Moment, denn diese Wahlen prägen die internationale Amateurtheaterlandschaft für die nächsten Jahre. Neue Präsidentin wurde Sofia Wegelius und schon bei ihrer Wahl hatte ich das Gefühl, dass mit ihr ein frischer Wind durch die AITA/IATA wehen könnte. Es war ein Moment, der zeigte, dass sich die Organisation weiter öffnen und international moderner aufstellen möchte.
In all den Sitzungen, Kaffeepausen und Gesprächsinseln erlebte ich, wie wichtig Präsenz ist. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für den BDAT. International sichtbar zu sein, bedeutet nämlich nicht nur auf Listen zu stehen oder E-Mails zu schreiben, sondern durch Menschen präsent zu sein: durch Gesichter, Stimmen und Begegnungen. Und genau das ist in Monaco passiert. Ich war wie bereits erwähnt, u. a. gemeinsam mit unserem Referenten für Internationales Stephan Schnell unterwegs, der in Monaco bzw. innerhalb der AITA/IATA eine, wie ich fand, wichtige Rolle spielte. Ich sah ihn dort „in Aktion“, inhaltlich präsent, anerkannt, gehört. Er war eine Art sprachliches Drehkreuz und ein Vermittler. Seine Worte hatten Gewicht, seine Einschätzungen wurden ernst genommen und es war deutlich spürbar, wie sehr er als Vertreter des BDAT geschätzt wird. Besonders beim CEC-Treffen, das im Rahmen des Kongresses stattfand, zeigte sich das. Der CEC, also das Central European Committee, hat neue zentrale Ziele. Darunter: nicht nur organisatorisch zu arbeiten, sondern inhaltliche Impulse zu setzen, zukunftsorientierte Netzwerke zu stärken und alle europäischen Mitglieder, auch finanziell schwächere, zu repräsentieren. Der Fokus auf Solidarität, Inklusion, Transparenz und inhaltliche und strukturelle Öffnung war deutlich sichtbar. Gleichzeitig zeigte dieses Treffen ganz klar, wie viel auf internationaler Ebene ausgehandelt werden muss. Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Verantwortlichkeiten und Hintergründen prallen aufeinander und Kommunikation ist dabei das wichtigste, aber auch schwierigste Werkzeug, um Hürden zu überwinden. Das mitzuerleben war für mich beruflich und persönlich ein wichtiger Lernmoment und gleichzeitig eine Erinnerung, dass internationaler Austausch immer auch von politischen und ökonomischen Bedingungen abhängt.
Amateurtheater ist kulturell, künstlerisch und menschlich, aber es ist eben auch politisch. Und gerade deshalb ist es so wichtig, Kooperationen zu stärken, solidarisch zu handeln und Räume zu schaffen, in denen auch die Stimmen gehört werden können, die sonst leicht überhört werden. Die weltweiten Krisen, die politischen Spannungen und die unterschiedlichen finanziellen Möglichkeiten spiegeln sich auch in der Kultur wider. Und sie zeigen, warum Gemeinschaft, Austausch und Verbundenheit so wertvoll sind.
In den wenigen Tagen in Monaco habe ich ein unglaubliches Netzwerk an Kontakten kennengelernt. Viele dieser Menschen begegneten mir zuvor nur als lose Namen oder E-Mail-Adressen. Doch nun haben sie Gesichter, Stimmen und Persönlichkeiten. Ich führte und hörte Gespräche über Jugendtheater, Austauschformate, Finanzierung, Entwicklungen des Amateurtheaters und über die Frage, wie wir durch Theater demokratische Teilhabe stärken können. Und es war spürbar, wie groß das Interesse bei einigen Ländern ist, mit Deutschland zu kooperieren und sich mit uns zu vernetzen.
E-Mails können viel leisten, aber sie ersetzen nie ein echtes Gespräch. Ohne zu esoterisch zu klingen, aber die Energie, die Wärme und die Verbundenheit, die bei persönlichen Begegnungen entstehen, sind letztendlich durch nichts zu ersetzen. Besonders als neue Mitarbeiterin beim BDAT im Bereich Internationales und Bildung war diese Erfahrung in Monaco eine Bereicherung. Mir ist bewusst geworden, wie sehr die persönliche Erfahrung zählt und wie wichtig es ist, selbst da zu sein, zu sprechen, zuzuhören, sichtbar zu werden.
Neben all den offiziellen Momenten und Begegnungen gab es auch Augenblicke voll von Humor und Menschlichkeit, die hier als kleine Anekdote nicht fehlen dürfen: Ich hätte in meiner ersten Arbeitswoche nicht gedacht, dass ich mich wenige Monate später in einer Ferienwohnung in Monaco wiederfinde, zusammen mit drei Herren, nämlich Stephan Schnell, Jörg Dreismann und Nils Hanraets, umgeben von ein bis zwei Flaschen Wein und mit Tränen vor Lachen in den Augen. Da saßen sie, erzählten Geschichten aus ihrer Zeit beim BDAT, aus unzähligen Jahren voller Amateurtheatererlebnisse, von Begegnungen, Reisen und Momenten. Sie gaben mir ein Gefühl dafür, wie viel Leidenschaft und Leben in meiner Arbeit steckt.
Als ich Monaco verließ, hatte ich nicht nur Eindrücke im Gepäck, sondern Motivation und ein klares Gespür dafür, wie wichtig internationale Arbeit für den BDAT ist. Ich möchte die Kontakte, die ich geknüpft habe, weiter pflegen, deutsche Gruppen ermutigen, international aktiv zu werden und Räume schaffen, in denen Austausch möglich ist. Internationale Begegnungen sind eine Bereicherung. Sie erweitern Horizonte, sie machen Theater sichtbar, sie verbinden Menschen. Und jede unserer rund 2.500 Bühnen kann davon profitieren. Deshalb möchte ich sagen: Habt Mut. Nutzt die Chance, reist, lernt neue Perspektiven, neue Formen, neue Theatertraditionen kennen, verbindet euch und werdet sichtbar. Internationale Begegnungen bereichern uns, sie bringen uns weiter, sowohl künstlerisch und persönlich als auch gesellschaftlich.
Diese Reise hat mir gezeigt, wie vielfältig und einzigartig Amateurtheater weltweit ist, wie politisch es sein kann und wie stark es verbindet. Und sie hat mir gezeigt, wie wichtig und wertvoll die Arbeit des BDAT im internationalen Kontext ist. Monaco war nicht nur ein Arbeitsort, sondern ein Ort der Begegnung und des Austauschs. Ich bin dankbar, dass ich dort sein durfte und ich freue mich darauf, alles, was ich gelernt und erlebt habe, in meine Arbeit einfließen zu lassen.