Theaterrepublik Babylon 2025
"dis:connected"
05. – 12. Juli 2025 in Bregenz, Vorarlberg (Österreich)
Bereits zum dritten Mal durfte ich Teil der Theaterbegegnung Babylon sein – und auch dieses Mal hatte diese Woche des Experimentierens mit Mitteln des Theaters, des Austauschs und der Geselligkeit einen ganz besonderen Zauber.
Ich glaube, dieser Zauber beginnt schon vor der Anreise, nämlich bei der Anmeldung und den Vorbereitungstreffen. Hier entsteht bereits das Gefühl, dass die Veranstaltenden sich für die Menschen, die da kommen, interessieren und dass jede*r willkommen ist. Sei es durch die Abfrage von Pronomen, besondere Wünsche bei der Essensauswahl oder die Frage danach, welche Sprache für alle zugänglich ist.
Der Zugang ist niedrigschwellig: Bei Fragen oder Unsicherheiten kann man sich jederzeit melden, es werden Fahrgemeinschaften organisiert und beim Vorbereitungstreffen im Videoformat sieht man bereits erste Gesichter. So kann sich anfängliche Nervosität schnell in Vorfreude verwandeln.
Ich denke auch, dass sich der Zauber durch den besonderen Rahmen entfaltet, der mit Aktivitäten gefüllt ist, die Menschen miteinander verbinden: das gemeinsame Essen, das morgendliche Warm-up und das gemeinsame Abschließen am Abend, Impuls-Workshops, Werkstätten, gemeinsames Spielen, Museums- und Theaterbesuche oder das abschließende Sharing (und viel mehr natürlich, passt aber nicht alles hier rein).
Es scheint nicht nur mir so zu gehen, dass diese Fülle an kreativen Erlebnissen ein intensives Gefühl von Verbindung und Zugehörigkeit unter den Teilnehmenden entstehen lässt, wie ich in Gesprächen mit anderen erfuhr. Es ergibt sich ein ungezwungener Kontakt. Bereits am ersten Abend entsteht eine Basis – meist über Themen wie Theater, kreativ sein, sich ausprobieren oder über geteilte Werte.
Und hierbei muss es gar nicht darum gehen, dass alle die gleichen Erfahrungen, dieselbe Meinung haben, sondern die Geselligkeit in diesem Kreis entsteht gerade durch den Diskurs. Die Gespräche über die verschiedenen Lebenswelten und -realitäten, über Perspektiven aus Italien, Österreich, der Schweiz, Deutschland oder anderen Herkunftsländern machen die Begegnung so besonders. Es geht viel um das Bemerken von „Ich bin nicht allein“ mit meinen Gedanken, Sehnsüchten, Wünschen, Ängsten, Identitäten und Werten und dem gleichzeitigen Feststellen von „Und dennoch bin ich individuell, besonders und erlebe die Welt aus meiner Perspektive, meinem Background“.
Als besonders wertvollen Bestandteil von Babylon möchte ich die Werkstätten hervorheben. Während die meisten Aktivitäten in der großen Gruppe stattfinden, bieten die Werkstätten einen Raum in kleinerer Runde, in dem man sich einem spezifischen Format intensiver widmen kann. In diesem Jahr war ich im Tanzworkshop von Tina Tilda. Neben dem Tanzen haben wir mithilfe von Schreibimpulsen über uns selbst, unsere Wünsche und unsere Identität reflektiert. Babylon versteht sich als Safe Space – und für mich wurde das vor allem in der Werkstatt spürbar: Es war selbstverständlich und willkommen, sich in einem gut angeleiteten Raum auszuprobieren, ganz bei sich selbst zu sein, Wertschätzung zu erfahren und durch die Gruppe Empowerment zu erleben. Es war ein Raum, in dem man voneinander lernen und miteinander in Verbindung gehen konnte.
Meist nach den ersten zwei Tagen ergibt sich ein angenehmes Gemeinschaftsgefühl – als würde man sich schon lange kennen und dennoch gibt es noch so viel Interessantes zu erfahren! Das ist etwas, was ich an Babylon sehr schätze und im Alltag nur selten in dieser Form finde. Es ist auch der Grund, warum es mich immer wieder zu Babylon gezogen hat. Nun ist Babylon schon wieder einige Monate vorüber (gerade ist Oktober 2025) und ich zehre noch von den Erinnerungen und den Momenten, die mich an Vielfalt, Weite und gemeinsames Sein erinnern.