Bundesversammlung 2025

Ein Hoch auf Videokonferenzen?

Ich komme gerade von der Präsenzveranstaltung der Bundesversammlung Ende September in Dresden zurück und soll mich zu Sinn oder Unsinn von Videokonferenzen im Amateurtheater äußern – ein schwieriges Unterfangen. Endlich habe ich die mir bekannten Gesichter nicht nur im Kachelformat ansehen, sondern Bekannte, Freundinnen und Freunde auch berühren, umarmen und herzen können. Ganz zu schweigen vom Kontakt zu denen, die ich noch nicht kannte. Welchen Eindruck kann man von einer Person gewinnen, die man nur als Teil eins Bildschirms in einem noch kleineren Ausschnitt sieht? Keine Frage also: Videokonferenzen sind Mist!

Als vor Jahren ein Kollege aus Niedersachsen auf einem Treffen der Verbände vorschlug, man solle sich aus Gründen der Kostenersparnis doch häufiger online treffen, habe ich das für mich als Unsinn abgetan. Ich war überzeugt, dass das nie klappen könne. Persönliche Erfahrungen mit solchen Online-Treffen fehlten mir völlig.

Das war – wen wundert’s – vor Corona. Seither haben sich nicht nur meine persönlichen Erfahrungen gewandelt. Als ich im Lockdown die erste Einladung zu einer Videokonferenz, ich glaube vom Landesverband Amateurtheater Baden-Württemberg erhielt, war ich überrascht und erfreut, wie einfach es war, dieser Einladung zu folgen und mit den anderen Engagierten im Amateurtheater zumindest auf diese Weise wieder in Kontakt treten zu können.

Seither haben Online-Bundesversammlungen stattgefunden. Auch wir in Rheinland-Pfalz haben einen Landesverbandstag als Videokonferenz veranstaltet. Die rechtliche Möglichkeit, eine solche Form als gleichwertigen Ersatz anstelle einer Präsenzversammlung zu wählen, hat in die Satzung des Bundesverbandes und sicherlich auch vieler Landesverbände und der vereinsmäßig organisierten Mitgliedsbühnen gefunden.

In Rheinland-Pfalz finden nur noch zwei von sechs jährlichen Vorstandssitzungen in Präsenz statt. Die übrigen sind Zoom-Konferenzen. In einem Flächenland wie dem unseren ist die Ersparnis an Zeit und Kosten nicht zu unterschätzen. Vorstandsmitglieder aus der Südpfalz müssen zu unserer Geschäftsstelle in Ransbach-Baumbach (wer es vergessen hat: der Veranstaltungsort des amarena-Festivals 2014) einen Weg von 230 Kilometern zurücklegen und anschließend wieder zurückfahren.

Videokonferenzen ermöglichen es uns zudem, zwischen unseren Landesverbandstagen bei Online-Stammtischen besser mit unseren Mitgliedsbühnen in Kontakt zu bleiben. Wir haben zudem mit unserem „Kännchen Kaffee“ einen solchen Stammtisch für alle Interessierten des Senior*innentheaters unterhalten, zu dem wir bundesweit eingeladen hatten.

Ich will die Versuche nicht vergessen, das Medium der Videoübertragung kreativ für schauspielerische Darstellungen zu nutzen. Ich denke da insbesondere an einen Preisträger von amarena 2022, die Theatergruppe Süd-München, die in Pforzheim Faust I – Walpurgisnacht Teil 1 und 2 als „One-Shot-Video-Chat-Version“ präsentierte.

Also: Ein Hoch auf das Medium Videoübertragung (auch) im Amateurtheater? Beileibe nicht, jedenfalls nicht vorbehaltlos. Es gilt das eingangs Gesagte: Der persönliche Kontakt untereinander am selben Ort darf nicht verloren gehen. Er ist durch keine Online-Kontakte zu ersetzen. Wir müssen uns in Präsenz treffen, so oft es geht.

Aber das ist natürlich eine finanzielle Frage. In Zeiten knapper Kassen können wir uns die Treffen vor Ort leider nicht mehr in dem Umfang leisten, den wir es gewohnt waren. Die Online-Treffen sind im Ergebnis eine willkommene und letztlich unverzichtbar gewordene Ergänzung unserer Arbeit für das Amateurtheater, die rasche Abstimmungen zwischen den Beteiligten erleichtern und dabei Kosten sparen und Ressourcen schonen.

In vielen Fällen führen sie sogar zu einer Intensivierung der Kontakte. Wenn ich an die Online-Stammtische denke, die im Bundesverband und den Landesverbänden stattfinden, so glaube ich nicht, dass sie Präsenztreffen ersetzen. Solche Treffen bedeuten aber durchaus ein Mehr an Kommunikation und Austauschmöglichkeiten, über die wir froh sein sollten.

Eindrücke der Bundesversammlung 2025 in Präsenz

Fotos: BDAT