Jugendleiter*innentreffen 2025

Demokratie und Demokratiebildung im Theater

Haltung auf der Bühne heißt nicht nur geradestehen!

Wie viel Demokratie trägt das Amateurtheater in sich – und wie kann sie bewusst gestaltet werden? Mit dieser Leitfrage setzten sich die Workshopleiter*innen Jessica Meseberg, Josie Hartmann, Idris Ahorn, und Christian Schröter sowie sechs engagierte Teilnehmende während des Jugendleiter*innentreffens vom 31. Oktober bis zum 2. November 2025 in Wetzlar auseinander. Das Wochenende bot einen Rahmen, um demokratische Prozesse nicht nur theoretisch zu diskutieren, sondern auch praktisch zu erproben und künstlerisch erlebbar zu machen.

Schon zu Beginn entstand durch einen „stillen Markt“ die Gruppenregel für das gemeinsame Wochenende: Ohne viele Worte, aber mit umso mehr Aufmerksamkeit wurden Regeln entwickelt, deren Tragfähigkeit überprüft und durch Abstimmungen legitimiert wurde. Diese Übung verdeutlichte auf eindrucksvolle Weise, dass demokratische Entscheidungen nicht immer laut sein müssen, um wirkungsvoll zu sein – oft entstehen sie im achtsamen Hinsehen und im respektvollen Aufeinanderreagieren.

Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Frage nach der gerechten Verteilung von Rollen in einer Theaterproduktion. Verschiedene Wege wurden betrachtet: Zuteilung per Zufall, die Verteilung durch die Regie sowie die gemeinsame Entscheidung der Gruppe. Diese Auseinandersetzung machte sichtbar, wie stark Strukturen, Erwartungen und Machtverhältnisse das Erleben eines Ensembles prägen können. Hinter jeder der Methoden steht neben der organisatorischen Entscheidung immer auch ein bestimmtes Verständnis von Teilhabe, Verantwortung und gegenseitigem Vertrauen. Der Gruppe war es wichtig, Transparenz zu schaffen und die Zufriedenheit der Beteiligten zu fördern – Ziele, die im künstlerischen Prozess ebenso bedeutsam sind wie im gesellschaftlichen.

Auch das Thema Diskriminierung fand einen wichtigen Platz im Programm. Spielerisch, aber dennoch ernsthaft wurden Grenzsituationen nachgestellt und verschiedene Handlungsoptionen erprobt. Dadurch wurde deutlich, wie subtil diskriminierende Strukturen wirken können und wie notwendig es ist, aufmerksam, mutig und solidarisch zu handeln.  Zwischen Übungen, Reflexionen und künstlerischen Zugängen entstand ein Raum für offene Gespräche. Hier fanden Fragen, Unsicherheiten, aber auch wertvolle Erfahrungen aus den jeweiligen Vereinen Platz.

Am Ende dieses intensiven Wochenendes bleibt viel hängen: mehr Hoffnung, mehr Klarheit, neue Perspektiven und Ideen, vor allem aber der klare Gedanke, dass dieses Wochenende erst der Anfang war. Demokratie im Amateurtheater ist kein abgeschlossenes Konzept, sondern ein fortlaufender Prozess, der Mut, Selbstreflexion und kontinuierliche Auseinandersetzung fordert. Sie braucht Theaterschaffende, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, sich für Werte einzusetzen und auch unter schwierigen Bedingungen nicht nachzulassen.

Dieses Wochenende hat gezeigt: Theater kann ein Labor für Demokratie sein – ein Ort, an dem Menschen gemeinsam ausprobieren, verhandeln, scheitern, lernen und wachsen. Und genau darin liegt eine besondere Stärke, die weiter gefördert werden kann.