Von außen betrachtet ist es nur ein goldener Hut. Doch in Schifferstadt steht er inzwischen für viel mehr: für Begegnung, Spielfreude, Gemeinschaft – und für eine Theatergruppe, die zeigt, wie Geselligkeit gelebt werden kann.
Der Impuls für „Hut ab! Schifferstadt e. V.“ ging von einer ganz persönlichen Erfahrung aus. Als Melanie Bier nach Schifferstadt zog, blieb etwas zurück, das sie viele Jahre begleitet hatte: das Theater. An ihrem vorherigen Wohnort Leimen (Baden-Württemberg) war sie über lange Zeit auf und hinter der Bühne aktiv gewesen. Das Theater war ein fester Bestandteil des Alltags und eine Quelle gemeinschaftlicher Erlebnisse für sie gewesen.
Mit dem Umzug änderte sich vieles. Neue Umgebung, neue Wege, neue Routinen. Und eines fehlte schmerzlich: das Spielen mit Gleichgesinnten. Die Geselligkeit, die besondere Dynamik, die entsteht, wenn Menschen zusammenkommen, um gemeinsam etwas auf der Bühne zu erschaffen. Aus diesem Fehlen heraus entstand der Entschluss, in Schifferstadt etwas Neues aufzubauen.
Wenn es hier keine Theatergruppe gab, sollte eben eine entstehen. Dass aus dieser Idee innerhalb kurzer Zeit ein lebendiger Verein werden würde, war damals noch nicht absehbar. Doch der erste Schritt war dank moderner digitaler Formen der Geselligkeit schnell getan: Über die Social-Dining-Plattform Meet5 war die Suche nach Menschen in der Region, die die Begeisterung für Theater teilen, schnell initiiert.
Und dann ging es ganz fix: Ohne Probenraum, ohne festen Rahmen – aber mit vielen Ideen und einer gemeinsamen Leidenschaft traf man sich in einem Schifferstadter Lokal. Es wurde gelacht, erzählt und geplant. Aus einem lockeren Kennenlernen wurde schnell eine konkrete Vision. In dieser bunten und geselligen Runde mit Menschen verschiedenen Alters, verschiedener Berufe und Hintergründe reifte der Entschluss, dem Ganzen eine feste Struktur zu geben. Im Januar 2023 wurde dann schließlich der Theaterverein „Hut ab! Schifferstadt e. V.“ gegründet.
Der Name war schnell gefunden. Er verweist auf einen besonderen Schatz der Stadt: den Goldenen Hut von Schifferstadt, ein archäologisches Fundstück und Symbol einer kulturreichen Vergangenheit. Der Hut wurde zu unserem Logo, zum Erkennungszeichen und ist inzwischen das Markenzeichen unserer Gruppe.
Unsere Theaterarbeit folgt einem klaren Rhythmus. Die wöchentlichen Treffen im Evangelischen Gemeindezentrum dauern zwei bis drei Stunden und sind geprägt von Bewegung, Spiel und guter Laune. Je nach Jahreszeit verändern sich die Inhalte. Im Frühling und Sommer stehen Körperarbeit, Stimmübungen, Atemtechnik, Improvisationen, Schauspielmethoden, gemeinsames Spielen und Teambuilding im Mittelpunkt. Hier wird experimentiert, ausprobiert, gelacht und immer wieder neu angesetzt. Im Herbst und Winter beginnt die Probenphase. Von Oktober bis April entsteht jeweils ein neues Theaterstück. Derzeit arbeiten wir an unserer dritten Produktion: der Kriminalkomödie „John Stanky, Privatdetektiv“ von Andreas Kroll. Neue Interessierte sind jederzeit willkommen. Wer reinschnuppert, spürt schnell, wie offen und herzlich wir sind und wie sehr das gemeinsame Tun uns verbindet.
Eine besondere Bedeutung haben für uns die Auftritte außerhalb klassischer Bühnen. Zwischen Mai und September sind wir mit einem Pantomime-Programm in Altenheimen und Schulen der Region unterwegs. Die Auftritte wirken unmittelbar. Kinder staunen, Senior*innen lächeln, viele beteiligen sich spontan mit Gesten – das sind wunderbare Erlebnisse. Nach diesen Vorstellungen nehmen wir uns bewusst Zeit für Begegnung. Gespräche bei Kaffee und Kuchen, gemeinsames Lachen, kurze persönliche Momente.
Auch im Stadtleben von Schifferstadt sind wir mittlerweile als Verein präsent. Ob Neujahrsempfang, Rettichfest, Swinging Schifferstadt, Picknickkonzerte am Bahnweiher, Obst- und Gemüsemarkt oder andere Veranstaltungen – der goldene Hut ist meist dabei. Er ist Hingucker, Gesprächsanlass und Türöffner zugleich.
Unsere Geselligkeit endet jedoch nicht bei öffentlichen Auftritten. Innerhalb des Vereins spielt das Miteinander eine ebenso große Rolle. Grillfeste, Kegelabende, Weihnachtsessen, Premierenfeiern oder gemeinsame Wochenenden stärken unseren Zusammenhalt und schaffen Erinnerungen. In einer Zeit, in der oft von Vereinzelung gesprochen wird, freuen wir uns, das wir mit unserer Gemeinschaft ein echter Gegenentwurf sein können.
Unser Blick in die Zukunft ist klar: Wir wollen wachsen, ohne die Nähe zu verlieren, mehr Menschen für Theater begeistern, neue Projekte ermöglichen und die Zusammenarbeit mit Schulen, Altenheimen und Institutionen weiter vertiefen. Der goldene Hut wird uns dabei weiter ein beständiger Begleiter sein!