Aktuelle Nachricht
Im Gedenken an Reinhard Jansen
Reinhard Jansen, Theater-Künstler aus tiefster Leidenschaft, verstarb am 25. März 2020 im Alter von 73 Jahren nach schwerer Krankheit. Die Amateurtheatergemeinschaft trauert sehr um einen engagierten und profilierten Kollegen, vor allem aber trauern wir um unseren lieben Freund aus Bad Bentheim. Unsere tiefe Anteilnahme gilt seiner Familie.
Reinhard war von 1991 bis 2012 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Freilichtbühnen – Region Nord und seit 2013 Ehrenpräsident des Gesamtverbandes der Freilichtbühnen (VDF). Für sein großes Engagement erhielt er 2012 die Ehrenmedaille des Bundes Deutscher Amateurtheater (BDAT) als höchste Auszeichnung des Verbandes. Für sein kulturelles Wirken auf Landesebene bekam Reinhard Jansen 2013 das Verdienstkreuz am Bande des Landes Niedersachsen überreicht.
Im BDAT begleitete Reinhard von 1998 bis 2011 als ständiger Vertreter des VDF im BDAT-Präsidium zahlreiche bedeutsame Projekte und trieb sie mit großem Sachverstand voran, wie z. B. den Umzug der Geschäftsstelle von Heidenheim nach Berlin und die Gründung einer Ausgleichsvereinigung mit der Künstlersozialkasse. In unseren teils sehr heftig geführten Vorstandsdebatten fehlte es ihm nie an Witz und hintergründigen Gedankenspielen, mit denen er so manche festgefahrene Diskussion erfrischend aufhellte.
Von seinem engagierten ehrenamtlichen Wirken auf Landes- und Bundesebene haben insbesondere die Freilichtbühnen in den vergangenen 30 Jahren enorm profitiert. Reinhard prägte mehr als drei Jahrzehnte das Gesicht des deutschen Freilichttheaters. Für Leitungspositionen in großen Kulturverbänden war er geradezu prädestiniert, denn viele besondere Qualitäten und Kompetenzen, die für solche Ämter notwendig sind, zeichneten sein breites ehrenamtliches Engagement aus. Reinhard hatte eine große Überzeugungs- und Durchsetzungsfähigkeit, er konnte zuhören und auch vermittelnd eingreifen, er hatte ein tiefgründiges Einfühlungsvermögen und stets die Bereitschaft, auf andere Menschen zuzugehen. Seine hohe fachliche Qualität konnte er in verschiedensten Bereichen einbringen. Als langjähriger Leiter einer großen städtischen Verwaltung war er jederzeit in der Lage, notwendige Strukturen zu entwickeln und effektive Arbeitsabläufe zu organisieren. Sein Theaterhandwerk hat Reinhard von der Pieke auf gelernt: als Spieler, Bühnenbauer, Designer – dabei war sein erster erlernter Beruf als Dekorateur und Schaufenstergestalter sehr hilfreich.
„Seine Bühnen“ und ihre Akteure lagen Reinhard stets am Herzen. Mehr als 40 Theateraufführungen im Jahr – über ganz Nordwestdeutschland verteilt, dazu zahlreiche Vorstandssitzungen und Besuche in Ministerien, standen bei ihm auf der Agenda. Seine zweite große Leidenschaft galt der Bildenden Kunst. In seinem Atelier, im Keller seines Wohnhauses in Bad Bentheim, sind zahlreiche Bilder, Plastiken und Objekte entstanden, die einem hohen künstlerischen Anspruch genügen und bei öffentlichen Ausstellungen vom Publikum begeistert aufgenommen wurden. Die Qualität seiner Bilder zeigt sich einerseits in seinem distanzierten schelmischen Blick auf die Welt und ihre Unartigkeiten sowie seinem spielerischen Umgang mit Realitätspartikeln, Abfallmaterialien und malerischen Elementen, die seine Bilder und Objekte so komplex, fantasievoll und einzigartig machen. Eine nächste Ausstellung seiner Werke war gerade in der Vorbereitung, aber es war ihm nicht mehr vergönnt!
In seinen Bildwelten, seiner Leidenschaft für das Theater und vor allem in seiner Menschlichkeit wird er weiterleben! Danke Reinhard!
Norbert Radermacher
Ehrenpräsident Bund Deutscher Amateurtheater e. V.