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50 Jahre AddA – Quo vadis?
Internationales Jubiläumstreffen und Begegnung mit CEC-Delegation in Südtirol

AddA-Delegierte 2022 // Foto BDAT/kk
Sarntal/Berlin, 23. November 2022
Eine wunderschöne Bergkulisse im Hintergrund, ein nachhaltiges Hotel, kulinarische Gaumenfreuden und ein Tagungsprogramm, das die Frage nach der Bedeutung und der zukünftigen Ausrichtung der 50 Jahre jungen AddA stellte: Das waren die Ingredienzen für eine besondere Jubiläumsveranstaltung. Vom 18. bis 20. November 2022 kamen auf Einladung des Südtiroler Theaterverbandes (STV) 26 Delegierte aus Deutschland, Österreich, Südtirol und der Schweiz anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände (AddA) ins Sarntal bei Bozen. Erweitert wurde der Austausch mit einer Einladung an das Central European Committee (CEC) des Welttheaterverbandes AITA/IATA, das bereits am 18. November tagte und sich als informelles Netzwerk für Theaterkooperationen neu ausrichtete. Die 16 Teilnehmer*innen kamen aus Belgien, Deutschland, Großbritannien, Österreich, Südtirol/Italien, Schweiz, Slowenien und Tschechien.
Zur Eröffnung begrüßte der Präsident des STV Klaus Runer sehr herzlich alle internationalen Gäste und Ehrengäste aus Politik und Kultur, darunter der Sarner Bürgermeister Christian Reichsigl, Landrat Philipp Achammer und Kulturreferentin Flora Brugger, die sich in ihren Grußworten beeindruckt von der internationalen Theaterpräsenz im Sarntal zeigten.
Im Fokus der AddA-Tagung standen der Fachaustausch und Zukunfts-Dialog der Verbände. Es ging um Rückblick und Ausblick, um neue Themen und Perspektiven der internationalen Zusammenarbeit.
Rückblick
Im November 1972 wurde der erste Freundschaftsvertrag zwischen dem Zentralverband Schweizer Volkstheater (ZSV), Bund deutscher Amateurtheater (heute Bund Deutscher Amateurtheater/BDAT) und Österreichischer Bundesverband für Schulspiel, Jugendspiel und Amateurtheater (heute Österreichischer Bundesverband für außerberufliches Theater/ÖBV) geschlossen. Er umfasste sechs Artikel und nannte als Zweck und Ziel die Vertiefung der menschlichen und kulturellen Beziehungen der Länder. 1982 kam der Bund Südtiroler Volksbühnen (heute Südtiroler Theaterverband/STV) dazu. Im Jahr 2001 wurde der Vertrag novelliert und die Bundesarbeitsgemeinschaft Spiel & Theater aus Deutschland schloss sich der Gemeinschaft an. Ein Jahr später benannten sich die Freundschaftsvertragspartner in Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Amateurtheaterverbände um.
Zentrale Projekte der AddA sind bis heute der 1995 gestartete Interkurs und die seit 2013 veranstaltete Jugendtheaterbegegnung Babylon. Der Interkurs ist ein „train the trainer-Fortbildungsprogramm“. Hier bilden sich Theaterfachkräfte der Verbände im Austausch mit ihren jeweiligen Methoden fort. Im Januar 2023 startet die 7. Interkurs-Staffel über einen Vierjahres-Zyklus. Die internationalen Jugendtheatercamps unter dem Titel „Babylon 4“, finden im Zweijahresrhythmus an wechselnden Orten und zu wechselnden Themen statt. 2023 wird das Treffen erstmals in Brixen/Südtirol ausgerichtet.
Neben den gemeinsamen AddA-Projekten laden sich die Verbände zu ihren Festivals und Fortbildungsveranstaltungen ein. Der Austausch bei diesen Veranstaltungen, der Einblick in internationale Theaterformen und der Fachdialog wird von den AddA-Partnern als wichtiger Impulsgeber für die Theaterarbeit in den jeweiligen Ländern hervorgehoben.
Ausblick
Braucht es die AddA noch? Die provokante Frage, die sich aus der Frage „Quo vadis AddA?“ ergab, lud zur Selbstreflexion ein. Alle Mitgliedsverbände waren sich einig, dass der Blick über den eigenen Tellerrand – gerade auch in Krisenzeiten – immanent ist. Die Verbände stellten fest, dass sich die Theaterszene nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen stark verändert hat. Der Krieg in der Ukraine und weitere Krisenherde wirken tief in die Gesellschaft und zeigen Auswirkungen auf die internationale Theaterarbeit. Darüber hinaus bleiben strukturelle Fragestellungen wie die Nachwuchsgewinnung für Ehrenamt und Vereinsführung wichtige Themen in den Verbänden. Vor diesem Hintergrund ist es folgerichtig, dass der derzeitige Freundschaftsvertrag reflektiert und überarbeitet wird. Ein Entwurf soll bis zum nächsten Treffen, das der BDAT vom 3.-5. November 2023 in Deutschland ausrichtet, vorgelegt werden.
Die Vertiefung der menschlichen und kulturellen Beziehungen, die bei den jährlichen AddA-Treffen auf besondere Weise ausgebaut und zelebriert werden, wird sicher ein zentraler Bestandteil des Freundschaftsvertrages – auch in den nächsten 50 AddA-Jahren – bleiben!
Katrin Kellermann